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© Thilo Rückeis

Bauvorhaben: Neue Stadtansichten

Von wegen Krise – in Berlin drehen sich wieder die Kräne. Am Breitscheidplatz und am Potsdamer Platz entstehen neue Hotels. Stararchitekt David Chipperfield entwirft Pläne fürs Ku’damm-Karree. Und bald könnte es auch am Fuße des Fernsehturms eine neue Baustelle geben.

KU’DAMM-KARREE

Für die Neugestaltung des Ku’damm-Karrees mit dem Theater und der Komödie am Kurfürstendamm scheint der Weg nach langem Hin und Her geebnet. Der irische Investor Ballymore hat den britischen Stararchitekten David Chipperfield mit einer Überarbeitung der Entwürfe beauftragt, am Montag gab es dazu ein Gespräch mit Bezirksbaustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU). Vor allem der Streit um die Zukunft der Ku’damm-Bühnen hatte das 500-Millionen-Euro-Projekt gefährdet – bis Bezirkspolitiker aller Parteien ihre Forderung aufgaben, dass beide Theater unverändert erhalten bleiben müssen. Nun kommt es wohl zu dem Kompromiss, dass zumindest die Komödie im Originalzustand in die erste Etage verlagert wird. Ein Beschluss wird im BVV-Stadtplanungsausschuss am Mittwoch erwartet. Im Ku’damm-Karree sollen auch Geschäfte, Büros, Wohnungen und eventuell ein Hotel entstehen. Christian Wiesenhütter von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin sieht darin „eine große Herausforderung, aber auch eine der großen Chancen in der City-West“. Der Investor hält die Fertigstellung bis 2013 für möglich.

ZOOBOGEN

Das heruntergekommene Gebäude-Ensemble mit Ramsch-Läden an der Hardenberg- und Budapester Straße gegenüber dem Breitscheidplatz soll seit langem modernisiert werden – jetzt rechnet die Bayerische Immobilien-Gruppe mit einem Baubeginn im kommenden Jahr. Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf erwartet „bald“ den Bauantrag. Die Umsetzung hatte sich verzögert, nachdem der Firmenchef verstorben war. Zu den Plänen gehören neue Läden und ein familiengerechtes „Themenhotel Zoo“ mit 300 Zimmern und eigenem Zugang zu dem Tierpark. Teile des denkmalgeschützten Kinos Zoo-Palast werden abgerissen, doch zumindest der Hauptsaal des traditionsreichen Filmtheaters bleibt stehen.

MENDELSSOHN-BARTHOLDY-PARK

565 Zimmer und Vier Sterne – 110 Millionen Euro kostet der Neubau, 22 000 Quadratmeter ist er groß. Das „Scandic-Hotel“, das im Herbst kommenden Jahres am Mendelssohn-Bartholdy-Park öffnen soll, wird nur einer der Nutzer sein. Noch weiß der Bauherr nicht, wie viele Wohnungen und Büros auf die übrigen Flächen verteilt werden. Dennoch drehen sich die Kräne, und Gerüste verdecken den gleichnamigen U-Bahnhof. Es ist das erste Mal, dass eine solche Station unter einem Neubau verschwindet. Verantwortet wird das Vorhaben von der „Gesellschaft für Städtebau und Projektentwicklung“. Viel Glas soll die Fassade erhalten und der Neubau der Abschluss des Potsdamer Platzes sein.

MARX-ENGELS-FORUM

Wenn vom Marx-Engels-Forum die Rede ist, geht es in Wirklichkeit immer zugleich um die ganze historische Mitte Berlins. Die reicht – wenn man vom mittelalterlichen „Cölln“ auf der Spreeinsel absieht – vom östlichen Ufer der Spree bis zum Alexanderplatz. Es war Kulturstaatssekretär André Schmitz, der mit seinem Plädoyer für die Wiederherstellung der historischen Stadtstruktur eine Debatte über die dortige Einöde lostrat: Zurzeit ist das Gebiet vom tosenden Verkehr an der Karl-Liebknecht-Straße und der Grunerstraße umspült. Die Marienkirche steht verloren auf dem betongrauen Platz, schräg gegenüber dem Roten Rathaus. Das Marx-Engels-Forum, westlich der Spandauer Straße, funktioniert mehr schlecht als recht als „Park“. Die Grünen forderten dennoch gestern im Abgeordnetenhaus die Erhaltung dieser Freifläche. Dagegen möchten CDU und FDP von Experten prüfen lassen, ob und wie dieser Ort wieder in ein Verhältnis zu seiner Geschichte gestellt werden könnte. SPD und Linke bleiben dagegen hart: Solange die Kanzler-U-Bahn dort gebaut wird, benötige man die Flächen für Betonmischer. Frühestens 2017 könne dort etwas geschehen. Aber soviel weiß Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sicher: Auch auf dem „Rathaus-Forum“, wie sie es nennt, könne Geschichte als „historisches Fenster“ aufblitzen.

Ideen, wie das Gebiet entwickelt werden könnte, gab es viele: Das „Vier-Kontinente-Modell“, ein Museum von Architekt Jochen Hunger, erinnert an die Allianz-Arena der Münchner Bayern und sollte so am Rand des Marx-Engels-Forums platziert werden, dass die Grünanlage erhalten bleibt. Etwa 60 000 Quadratmeter Bruttofläche sollte es für Ausstellungen bieten. Die Idee dazu stammte von der „Stadtschloss Berlin Initiative“ um Rechtsanwalt und Immobilienexperte Lür Waldmann – eine Alternative zum Humboldt-Forum. Realisiert wird dies vorerst nicht. Dafür gibt es eine Info-Box an der Baugrube fürs Humboldt-Forum.

SCHIMMELPFENG-HAUS

Der Abriss ist schon fast beendet: In wenigen Tagen wird von der Überbauung der Kantstraße mit dem Schimmelpfeng-Haus aus den fünfziger Jahren nichts mehr zu sehen sein, derzeit werden letzte Reste der unteren Etage abgetragen. Gleichzeitig entsteht nebenan das 119-Meter-Hochhaus „Zoofenster“, in das 2011 ein Waldorf-Astoria-Luxushotel ziehen soll. Hinter beiden Bauarbeiten stehen arabische Investoren, die auf dem Schimmelpfeng-Areal Büros und Gastronomie in einem kleineren Nebengebäude des Zoofensters planen. Vom Schimmelpfeng-Haus bleibt nur der Gebäudeteil zwischen Kantstraße und Kurfürstendamm vorerst stehen. Andere Investoren planen auch dort ein Hochhaus, es gibt aber noch Probleme bei der Finanzierung und Vermietung.

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