zum Hauptinhalt

BBI: Flugrouten-Streit: Die Wahrheit kommt nur scheibchenweise

Die Flugsicherung muss die Angaben zur Höhe von Flugzeugen nach unten korrigieren. Experten bei der Zehlendorfer Bürgerinitiative "Keine Flugrouten über Berlin" hatten Berechnungen zuvor kritisiert.

Teltow - Auf dem Marktplatz von Teltow soll es am heutigen Sonntag voll werden. Für 15 Uhr ist die nächste Demonstration gegen die von der Flugsicherung vorgeschlagenen Routen von und zum neuen Flughafen in Schönefeld vorgesehen. Brisanz erhält die Kundgebung, weil die Flugsicherung in den vergangenen Tagen scheibchenweise zugegeben hat, dass die Lärmbelastung vieler Anwohner noch höher sein wird als bisher angenommen.

Die offiziell genannten Höhen der Flugzeuge auf den vorgeschlagenen Routen waren nach Angaben der Flugsicherung Durchschnittswerte. Solche Berechnungen sind aber extrem kompliziert. Wie schnell ein Flugzeug an Höhe gewinnt, hängt nicht nur vom Typ ab. Die Zahl der Passagiere an Bord und das Gewicht des mitgeführten Gepäcks müssen ebenso berücksichtigt werden wie das Wetter.

Experten bei der Zehlendorfer Bürgerinitiative „Keine Flugrouten über Berlin“ haben das Steigverhalten für einen Airbus A 340-300 untersucht, der konstruktionsbedingt nur langsam an Höhe gewinnt. Während der Durchschnittswert der Flugsicherung über Wannsee eine Höhe von 2400 Meter angibt, fliegen diese Maschinen nach den Berechnungen der Experten wesentlich niedriger – mit entsprechend mehr am Boden ankommendem Krach.

Demnach erreichen diese Maschinen bei einem angenommenen Flug nach Hongkong und einem Start auf der Nordbahn Richtung Westen in Stahnsdorf lediglich eine Höhe von 1000 bis 1150 Meter, die Flugsicherung gibt hier 1500 Meter an. Über der Conrad-Grundschule in Wannsee beträgt die Flughöhe nach den Berechnungen der Initiative erst 1200 bis 1350 Meter, über der Zinnowwald-Grundschule an der Wilskistraße wären es maximal auch erst 1550 Meter. Die Flugsicherung hat diese Zahlen inzwischen im Wesentlichen bestätigt.

Umgekehrt würde es bei einem Start Richtung Osten von der Südbahn vor allem über Eichwalde, Schulzendorf und Zeuthen lauter, deren Überfliegen in den bisherigen Plänen nicht vorgesehen war. Dort liegt sogar die von der Flugsicherung angegebene Durchschnittshöhe bei lediglich rund 600 Metern – so wenig wie die Maschinen beim Start Richtung Western über Blankenfelde-Mahlow erreicht haben sollen.

Bei den Flügen Richtung Westen hat die Flugsicherung die Routen näher an Berlin herangerückt, um Blankenfelde-Mahlow zu entlasten. Weil sie offensichtlich auf überholtes Kartenmaterial zurückgegriffen hat, hat die Flugsicherung nicht berücksichtigt, dass auch auf ihrer Route bewohnte Gebiete überflogen oder tangiert werden. Vor allem die Siedlung Waldblick in Mahlow, Lichtenrade in Berlin und die Kommunen Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf sowie Wannsee und Zehlendorf sind betroffen.

Beim Start gen Osten haben die Planer die Route über Eichwalde, Schulzendorf und Zeuthen gewählt, weil bei den vorgesehenen Parallelstarts von beiden Bahnen die Maschinen nach dem Abheben mindestens um 15 Grad voneinander abdrehen müssen. Dies war im Genehmigungsverfahren für den Ausbau des Flughafens nicht vorgesehen. Um das Überfliegen des bewohnten Gebietes zu vermeiden, müssten die Flugzeuge schon westlich des Siedlungsgebietes abbiegen. Ob dies möglich wäre, hat die Flugsicherung noch nicht gesagt.

Den Verkehr so zu lenken, dass immer nur die Startbahn genutzt wird, die zur geringsten Belastung der Anwohner führt, halten die Planer für ausgeschlossen. Für den vorgesehenen Betrieb seien beide Bahnen erforderlich. In Spitzenzeiten sei sogar schon von Anfang an der Parallelverkehr unerlässlich.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false