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Berlin: Beamtin vollstreckte in die eigene Tasche Gerichtsvollzieherin zu

Bewährungsstrafe verurteilt

Auf ein recht freies Beamtenleben ohne feste Dienstzeiten im Büro hatte Sabine B. gehofft. Deshalb setzte sich die frühere Justizangestellte auf die Schulbank und wurde Gerichtsvollzieherin. Ihre Vorstellung war: „Vormittags ein paar Termine, nachmittags Bürokram, dann Feierabend.“ Es kam ganz anders und endete gestern mit einem Prozess gegen die inzwischen aus dem Dienst ausgeschiedene Frau vor dem Amtsgericht Tiergarten.

Die 44jährige Sabine B. hatte vor vier Jahren rund 15000 Euro bei Schuldnern eingetrieben und nicht an die Gläubiger weitergeleitet. Außerdem hatte sie Urkunden gefälscht und dadurch in sechs Fällen vorgetäuscht, Schuldner zur Abgabe eidesstattlicher Versicherungen vorgeladen zu haben. Gegen die tatsächlich nie Benachrichtigten ergingen sogar Haftbefehle. Wirklich festgesetzt wurde allerdings niemand.

Nach Darstellung der Angeklagten kam es aufgrund erheblicher Überforderung zu den Verfehlungen. Kurz nach Beginn ihrer Tätigkeit als Gerichtsvollzieherin am Amtsgericht Spandau im August 1997 sei sie mit Vollstreckungsaufträgen überschüttet worden. Sie habe Tag und Nacht geschuftet. „In meinem Büro sah es aus wie Kraut und Rüben. Ich habe den Überblick verloren.“ Und in der wenigen Freizeit, die ihr geblieben sei, ging sie auch mit eingetriebenen Geldern einkaufen. „Keinen Luxus habe ich angeschafft, nur Kleinigkeiten wie Spielzeug für meinen Sohn.“ Wegen Urkundenfälschung, versuchter Freiheitsberaubung und Untreue verhängte das Gericht eine Strafe von 18 Monaten Haft auf Bewährung. Die inzwischen als Weinberaterin tätige Frau sei persönlich und intellektuell überfordert gewesen, hieß es im Urteil. K.G.

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