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Beatles auf Deutsch: Ein Pilzkopf aus Kreuzberg

Der fünfte Beatle kommt vom Kottbusser Tor: Klaus Beyer singt die Songs auf Deutsch.

Klar war er neulich bei Ringo Starr im Tempodrom. War toll, sagt er, so vielseitig. Ins Konzert von Paul McCartney hat er’s im vorletzten Jahr aber nicht geschafft. Muss er auch nicht. Klaus Beyer ist schließlich alle vier Beatles in einem. Und als solcher hat der Künstler und Kreuzberger jetzt sein Lebenswerk komplettiert: Die auf Deutsch gesungene Einspielung aller 13 Alben der Fab Four.

Sonnabend feiert er mit seinem „Weißen Album“ Recordrelease im Monarch am Kottbusser Tor. Das ist praktisch, er wohnt sowieso um die Ecke. In einer Winzwohnung, die zugleich Atelier und Tonstudio ist. Da bastelt der 59 Jahre alte Ex- Kerzengießer seit Mitte der Achtziger an seiner in der Undergroundszene zu einigem Ruhm gelangten Kunstproduktion: Super-8-Filme und Musikclips, die schon auf der Documenta oder auf MTV liefen, Fotocollagen und Bilder, eigene Songs und eben die Beatles-Hits. Zu seinen Fans zählen Musiker wie Die Sterne oder Andreas Dorau und Regisseure wie Jörg Buttgereit und natürlich Christoph Schlingensief, zu dessen Theater- und Filmdarstellerkabinett Klaus Beyer elf Jahre lang gehörte. Sogar auf die Opernbühne in Bayreuth schaffte es der Berliner Beatle – in einer Minirolle in Schlingensiefs „Parsival“.

Hat ihn ziemlich beeindruckt, sagt Beyer. Und Frank Behnke erst. Der sitzt neben ihm vor der „Roten Harfe“ am Heinrichplatz. Behnke war mal Gitarrist der Band Mutter, hat für Filme von Tom Tykwer und David Lynch Ton gemacht und lehrt heute an Filmhochschulen. Seit 24 Jahren kümmert er sich als Freund, Manager, Buchautor um Klaus Beyers eigenwilliges künstlerisches Universum.

Das haben eigentlich zwei Leute ausgelöst: Lord Knut, in dessen Rias-Radiosendung „Schlager der Woche“ Klaus Beyer in den Siebzigern „Here comes the sun“ von den Beatles hört. Und Klaus Beyers Mama, die kein Englisch versteht, aber wissen will, was ihr Junge da immer trällert. Also übersetzt er ihr die Lieder. Und wird zufällig im Kreuzberger Kreativsumpf als Filmemacher und eben als Sänger entdeckt. In den Neunzigern gar mit eigenem Fanclub.

Die Beatles-Songs bastelt Klaus Beyer am heimischen Tonband übrigens so: gesangfreie Akkorde aus den Originalliedern rausschneiden, zusammenkleben und eigene Texte rübersingen, gelegentlich auch rüberkrächzen. Das holpert und scheppert und reimt sich – „Reim muss sein!“, sagt er – und ist anders, eigen, wundersam. So wie bei „Glück ist ein warmes Gewehr“ („Happiness is a warm gun“, „Durcheinander (Helter Skelter)“ oder der absoluten Gänsehautnummer „Amsel“. Wie jetzt, Amsel? Naja „Blackbird“, Paul McCartneys wunderhübsche Ballade. „Amsel singt, die Nacht ist totenstill / hebt die Augen hoch und lernt zu sehn – wenn sie will“, hat Klaus Beyer dazu gedichtet. Einfach Nachsingen wollt’ ich nie, sagt er, sondern mein eigenes Ding draus machen. Hat geklappt. Rund 150 Beyer-Beatles-Nummern sind erschienen. Und nun? „Kommt John Lennons Solowerk dran.“ Gunda Bartels

Auftritte: Sa 6. August, 21 Uhr, Monarch, Skalitzer Str. 134 und Mo 15. August, 22.30 Uhr, Roter Salon Volksbühne Rosa-Luxemburg-Platz, www.klaus-beyer.de

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