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Bisher galt die BVG als Vorreiterin, was die automatische Absenkung der Busse betrifft. Das könnte sich bald ändern.

© dpa

Bedarfskneeling von Bussen: Streit ums das Absenken an Haltestellen

Der Verkehrsausschuss hat am vergangenen Mittwoch über das sogenannte Kneeling von Bussen beraten. Die BVG hatte sich entschieden, auf automatische Absenken der Busse an den Haltestellen zu verzichten. Die Abgeordneten äußerten Bedenken.

Es sind nur sieben Zentimeter – aber sie bringen die BVG-Welt durcheinander. Der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung, Jürgen Schneider, wirft dem Unternehmen sogar Verfassungsbruch vor. Streitpunkt ist das Absenken der Busse an Haltestellen um diese sieben Zentimeter, Kneeling genannt, das den Einstieg erleichtern soll. Bisher waren die Busse bei jedem Stopp „in die Knie“ gegangen, jetzt will die BVG, dass sich die Großen Gelben nur noch senken, wenn ein Fahrgast diesen Wunsch durch das Drücken eines Knopfes dem Fahrer meldet.

Im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses war am Mittwoch zu erkennen, dass alle Fraktionen beim bisherigen System bleiben wollen, auch wenn es dazu noch keine Abstimmung gab. Die BVG hat, wie berichtet, ausgerechnet, dass sie beim „Bedarfskneeling“ jährlich rund zwei Millionen Euro sparen könnte, weil die Technik weniger beansprucht wird und es dadurch auch weniger Störungen gebe. Allein durch einen verringerten Dieselverbrauch für den Antrieb der Anlagen ließen sich nach Angaben des Chefs des Busbereichs der BVG, Martin Koller, fast 1,2 Millionen Euro sparen.

Geld allein sei nicht alles, argumentierte am Mittwoch nicht nur Schneider. Die BVG dürfe ihre Vorreiterrolle nicht aufgeben. Berlin ist neben Bremen die einzige Großstadt, die das automatische Absenken der Busse anbietet. Andere Verkehrsunternehmen praktizieren das Bedarfskneeling. Beschwerden seien nicht bekannt, sagte Koller. Beim Senken auf Anforderung würden die betroffenen Fahrgäste zu Bittstellern, sagte Schneider, deren Wunsch zudem, wie Tests gezeigt hätten, vom Fahrer oft nicht erfüllt worden sei. Das Kneeling muss nach Drücken der blau umrandeten „Komforttaste“ vom Fahrer eingeleitet werden. Die Mitarbeiter seien inzwischen mehrfach auf diese Pflicht hingewiesen worden, sagte Koller. Das Verhalten der Fahrer werde mehrfach im Jahr überprüft.

Die BVG hatte sich zum Umstieg entschieden, nachdem Fahrer sich über das ständige Neigen beschwert hatten. Dabei hatte man dann festgestellt, dass gesundheitliche Probleme nicht nachzuweisen waren, sich aber bei einem Verzicht auf die Automatik erhebliche Kosten sparen ließen. Umfragen hätten ergeben, dass eine Mehrheit der Fahrgäste das Bedarfskneeling akzeptiere, sagte Koller. Umgerüstet sind bisher alle 415 Doppeldecker und 152 Eindecker. Zumindest bis zum Jahresende will es die BVG dabei belassen.

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