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Berlin: Begabte Kinder können zwei Jahre überspringen

Auf die Berliner Schulen kommen einschneidende Veränderungen zu: mehr finanzielle Eigenverantwortung, Schulzeitverkürzung, Dezentralisierung des Landesschulamtes, längere Betreuungszeiten, Abschied vom Losverfahren an besonders begehrten Schulen. Außerdem sollen neue Privatschulen bereits nach drei Jahren vom Staat finanziert werden.

Auf die Berliner Schulen kommen einschneidende Veränderungen zu: mehr finanzielle Eigenverantwortung, Schulzeitverkürzung, Dezentralisierung des Landesschulamtes, längere Betreuungszeiten, Abschied vom Losverfahren an besonders begehrten Schulen. Außerdem sollen neue Privatschulen bereits nach drei Jahren vom Staat finanziert werden. So jedenfalls wollen es die Bildungspolitiker von SPD, Bündnisgrünen und FDP, die jetzt ihre Vorverhandlungen für die gemeinsame Koalition abgeschlossen haben. Strittig sind jedoch noch die brisantesten Punkte: Religionsunterricht, grundständige Gymnasien, Olympiabewerbung.

Als relativ sicher gelten folgende Absprachen:

Die Schulen können über zwei Prozent ihres Personalkostenbudgets verfügen, um unbürokratisch Vertretungsunterricht zu organisieren. Dazu läuft bereits ein Modellversuch.

Die Schulen erhalten ihr Geld für Lehrmittel direkt vom Land, sodass die Bezirke nichts mehr für andere Zwecke "abzweigen" können.

Begabte Kinder können die ersten beiden Klassen innerhalb eines Jahres durchlaufen und die elfte Klasse überspringen.

Wenn es mehr Anmeldungen als Plätze gibt - etwa für die "Schnellläuferklassen", muss nicht mehr gelost werden. Stattdessen entscheidet der Schulleiter auf Grundlage der Grundschulempfehlung und eines Testes. Wenn es nicht mehr Anmeldungen als Kapazitäten gibt, entscheidet wie bisher der Elternwunsch.

Die Mittlere Reife soll aufgewertet werden. Ob dies durch Vergleicharbeiten oder Prüfungen geschieht, ist noch umstritten.

Die Privatschulen sollen künftig generell nach drei Jahren staatliche Förderung erhalten. Bisher müssen sie mindestens fünf Jahre warten.

Bis zum Ende der Legislaturperiode sollen alle Grundschule eine verlässliche Betreuung bis rund 14 Uhr anbieten. Es wird auch mehr Ganztagsgrundschulen geben - möglicherweise 20 statt bisher sechs.

Das neue Schulgesetz soll im Frühjahr in das Parlament eingebracht und zum Schuljahr 2003/04 verabschiedet werden.

Die Schulverwaltung wird neu strukturiert. Die Unternehmensberatung Kienbaum erstellt dazu gerade ein Gutachten für Schulsenator Klaus Böger (SPD). Die FDP will viele Aufgaben in die Senatsschulverwaltung verlagern, die Grünen dagegen verfolgen das Ziel, die Außenstellen zu stärken, damit die dortigen Schulräte auch Lehrer einstellen können.

In Sachen "Religion" geht noch alles drunter und drüber. Die Sozialdemokraten sind weiter hin- und hergerissen zwischen zwei Optionen: Pflichtfach Ethik/Philosophie und wie bisher der freiwillige Religions- oder Lebenskundeunterricht. Oder stattdessen ein Pflichtfach zur Wertevermittlung, bei dem die Glaubensgemeinschaften große "Fenster" für ihren bekennenden Unterricht bekommen könnten.

Die Grünen wollen, dass der Sozialkunde-/Geschichtsunterricht in den Klassen 5 bis 10 von zwei auf drei Wochenstunden ausgedehnt wird. In der zusätzlichen Zeit soll es Wertevermittlung und Religionskunde geben. Die FDP favorisiert einen Wahlpflichtbereich aus Religion und Ethik/Philosophie, will aber angeblich die Kirchen raushalten, was von den anderen Verhandlungspartnern als völlig abwegig eingeschätzt wird.

Bisher unvereinbar sind auch die Positionen zu den Gymnasien ab Klasse 5. Zwar hat die FDP eingesehen, dass sie die vierjährige Grundschule nicht generell durchsetzen kann. Sie will aber knapp 600 zusätzliche Plätze in grundständigen Klassen und knapp 500 in den Klassen zum Expressabitur. Das scheint weder bei den Grünen noch in der SPD mehrheitsfähig.

Als dritter "Knackpunkt" im Bereich Schule, Jugend und Sport wurde gestern die Olympiabewerbung genannt. Die Bündnisgrünen sind kategorisch dagegen, SPD und FDP dafür. Konsens ist hingegen die Privatisierung des SEZ. Dies lehnte die SPD bisher ab.

Offen ist noch, wie der Schulbereich zum Sparen beitragen kann. Rund 1000 bis 1500 Stellen könnten infolge des Schülerrückgangs wegfallen, ohne dass man auf Reformen wie den fremdsprachlichen Frühbeginn verzichten müsste. Diskutiert wird auch, ob man die Ermäßigungsstunden für Lehrer über 55 Jahren wegfallen lassen kann (wir bericheten). Das wären noch nicht einmal 300 Stellen. Der Innensenator wollte aber über 3000 Stellen vom Schulbereich haben. Am Wochenende wird weiter verhandelt.

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