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Berlin: Begrabene Gekröserolle mit roter Tunke

Irgendwann wird mal jemand einen Krimi schreiben, der uns endlich die haarsträubenden Verwicklungen der Berliner Bau- und Immobilienwirtschaft erklärt, der auf Grundlage eingehender Recherchen zumindest fiktiv deutlich macht, was wir alle zu wissen glauben: Dass hier eine Mafia am Werk ist, die sich das Recht ergattert hat, Geld zu drucken. Doch was bis jetzt dazu geschrieben wurde, sind literarische Randerscheinungen ohne Tiefgang und Spannung.

Irgendwann wird mal jemand einen Krimi schreiben, der uns endlich die haarsträubenden Verwicklungen der Berliner Bau- und Immobilienwirtschaft erklärt, der auf Grundlage eingehender Recherchen zumindest fiktiv deutlich macht, was wir alle zu wissen glauben: Dass hier eine Mafia am Werk ist, die sich das Recht ergattert hat, Geld zu drucken. Doch was bis jetzt dazu geschrieben wurde, sind literarische Randerscheinungen ohne Tiefgang und Spannung. Jan Eik, einer der wenigen Autoren, die Berlin noch als Hintergrund für Kriminalromane nutzen, kann diesen Mangel mit seinem neuen Roman „Auf Mord gebaut“ auch nicht beheben; zwar lockt er mit einer Leiche im Fundament eines Berliner Regierungsbaus, doch dann geht es zu gemütlich, zu privat zu, als dass tiefschürfendere Erkenntnisse abfallen könnten. Das Problem liegt in der Person des Hauptdarstellers. Oliver John, der Möchtegern-Privatdetektiv, ist eine echte Knalltüte, ein Langweiler mit Hang zum ausufernden inneren Monolog. Das könnte interessanter sein als die üblichen glattgebügelten Helden, doch für einen solchen Balanceakt fehlt es Eik an schreiberischer Dreistigkeit, am Mut, die Konventionen altväterlichen Erzählens zu sprengen. Statt dessen jongliert er mit seltsamen Synonymen, drechselt aus der Currywurst eine „unter der roten Tunke begrabene Gekröserolle“, lässt Autos „preschen“ und meidet auch sonst kein Sprachklischee. Ein braver Unterhaltungsroman für die U-Bahn.Bernd Matthies

Jan Eik: Auf Mord gebaut. berlin.krimi.verlag. 236 Seiten, 9,90 Euro

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