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Berlin: Behinderte im Heim misshandelt? Schwere Vorwürfe gegen DRK Reinickendorf

Misshandlungen, sexuelle Übergriffe, mangelnde Betreuung – Eltern haben gegen ein Wohnheim für geistig behinderte Jugendliche in Frohnau schwere Vorwürfe erhoben. Auch die Aufsichtsbehörden haben bei einer Überprüfung zum Teil schwere Mängel in dem Heim festgestellt.

Misshandlungen, sexuelle Übergriffe, mangelnde Betreuung – Eltern haben gegen ein Wohnheim für geistig behinderte Jugendliche in Frohnau schwere Vorwürfe erhoben. Auch die Aufsichtsbehörden haben bei einer Überprüfung zum Teil schwere Mängel in dem Heim festgestellt. Die Biberbau genannte Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) gehört zum Kreisverband Reinickendorf, der zurzeit in einem Insolvenzverfahren steckt. Im Heim leben Erwachsene mit psychischen Störungen und im abgetrennten Haus A bis zu zwölf geistig behinderte Jugendliche.

Bis vor kurzem war darunter auch die jetzt 23-jährige Tochter von Heike Naujoks. Die junge Frau sei von Mitbewohnern mehrfach verprügelt und sexuell bedrängt worden, berichtet die Mutter. Vor sechs Jahren habe sie ihre Tochter in das Heim gegeben, weil ihr das Training für mehr Selbstständigkeit gefallen habe, sagt Naujoks. Jahrelang habe es keine Probleme gegeben – bis das Heim auch aggressive neue Bewohner aufgenommen habe. Heike Naujoks ist mit ihrer Kritik nicht allein. Vier Eltern taten sich zusammen, einige holten ihre Kinder aus dem Heim, weil sie sie in Gefahr wähnten.

Nach den Beschwerden der Eltern kontrollierte die Heimaufsicht im Oktober 2004 alle Häuser des Biberbaus. Das Prüfprotokoll, das dem Tagesspiegel vorliegt, listet viele Mängel auf. So seien entgegen der ursprünglichen Konzeption des Heimes Jugendliche mit „fremd- und eigenaggressivem Verhalten“ aufgenommen worden. Daraus resultiere eine „teilweise erhebliche Überforderung der Bewohner und der Beschäftigten“. Eine Nachtbetreuung in dem Haus gebe es nicht. Dieser Sachverhalt werde noch geprüft, teilte das DRK mit. Aus der Jugendverwaltung heißt es, man habe sofort auf die Mängelliste der Heimaufsicht reagiert und Auflagen gemacht. So habe der Träger nun eine Nachtwache im Haus A eingerichtet.

Trotzdem soll es im Dezember zu einem schweren Zwischenfall gekommen sein. Ein Mitbewohner soll mehrfach zwei junge Frauen in dem Heim vergewaltigt haben, ohne dass dies die Betreuer bemerkten. Dies sei erst Anfang Januar bekannt geworden, sagt Ulrike HerpichBehrens, Referatsleiterin in der Senatsjugendverwaltung. „Die Polizei wurde eingeschaltet. Die Ermittlungen laufen noch.“ Die betroffenen Frauen würden psychologisch betreut. Der Mann habe inzwischen das Heim wieder verlassen.

Das bestätigt auch das DRK. Wäre bekannt gewesen, dass der Mann gefährlich sein könnte, „hätte man ihn wahrscheinlich gar nicht aufgenommen, zumindest hätte man besser präventiv tätig werden können“, teilte das Berliner DRK mit. Als Konsequenz werde man in Zukunft alle Unterlagen zu einer aufzunehmenden Person lückenlos anfordern. Die betroffenen Eltern fordern dagegen, derart psychisch gestörte Personen in dem für deren Betreuung ungeeigneten Biberbau gar nicht erst aufzunehmen.

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