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Berlin: Bei den Statistikern knallen die Korken

In Berlin werden mehr Babys geboren, mehr Firmen gegründet – und die Hunde beißen nicht mehr so häufig zu

Jürgen Paffhausen arbeitet mit dürren Zahlen, doch gestern wurde ihm dabei wider Erwarten und etwas verspätet recht weihnachtlich zumute. Der Experte für Bevölkerungsentwicklung im Statistischen Landesamt beschäftigte sich zum Jahreswechsel mit der Zahl der Neugeborenen in Berlin und stellte fest: Im Vergleich zu 2001 kamen in diesem Jahr 144 Babys mehr zur Welt.

Eine erfreuliche Erkenntnis. Sie zeigt, dass sich die Suche nach Statistiken lohnt, die sich zum Korkenknallen eignen – und zwar in vielen Bereichen. So auch bei den Amtstierärzten, die in FriedrichshainKreuzberg „nur noch 144 Hundebisse“ vermelden. Im Vorjahr waren es 168. Oder bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), nach deren Auskunft Berlins Ärzte den Rezeptblock im bundesweiten Vergleich besonders zurückhaltend ausfüllen. Unterm Strich verordneten sie in 2002 rund drei Prozent weniger Medikamente und sparten den Kassen dadurch etwa 30 Millionen Euro.

Auch der Innensenator hat positive Ziffern parat. So wurden in diesem Jahr 5328 Ausländer eingebürgert, 895 mehr als im Vorjahr. Sie sind nun Neuberliner – ebenso wie die Neugeborenen aus den Unterlagen des Statistischen Landesamtes. Danach wurden von Januar bis August 2001 exakt 17 911 kleine Berliner geboren, im selben Zeitraum dieses Jahres waren es dann schon 18 055, und voraussichtlich nimmt der Vorsprung noch zu. Auch insgesamt wächst die Zahl der Berliner Bürger – geringfügig. So wurden zuletzt 3 389 526 Millionen Einwohner gezählt, Ende 2001 waren es rund 1100 weniger.

Auch Berlins Tourismus-Manager rechnen ständig und fanden dabei heraus, dass die Stadt zumindest bei ausländischen Gästen Punkte macht. So stieg die Zahl der internationalen Besucher in den ersten drei Quartalen dieses Jahres um 2,3 Prozent auf 1,05 Millionen. Und weil Touristen aus aller Welt auch immer länger bleiben, registrierten die Herbergen 6,2 Prozent mehr Übernachtungen.

Wie ein Magnet wirkt die Hauptstadt zudem aufs Gewerbe, aber dabei zieht es nicht nur die ganz Großen wie MTV oder Coca-Cola an die Spree. So verlagerten in diesem Jahr 242 Firmen ihren Sitz nach Berlin, im Jahr 2001 gab es nur 197 Zuzüge – und außerdem 3,1 Prozent weniger Unternehmensgründungen. Von dieser Entwicklung profitiert zumindest im Einzelhandel jeder Verbraucher, denn sie fördert Konkurrenz und drückt teils die Preise – beispielsweise bei Textilien. Herren-Oberbekleidung war im Dezember dieses Jahres 9 Prozent preiswerter als im Vorjahr.

Die BVG kassiert hingegen immer höhere Preise, kann sich aber erstmals seit 1995 wieder über mehr Fahrgäste freuen. So stiegen 2002 rund 798 Millionen Menschen in BVG-Busse und Bahnen, eine Million mehr als im Vorjahr. Und die Polizei hat gleichfalls „positive Verkehrszahlen“. Die Zahl der Unfälle sank um vier Prozent auf 112 383. cs/eck/kt

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