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Berlin: Bei Kaiser’s ist der Türke König

Mit Oliven-Großpackungen, Fladenbrot und neuem Fleischangebot will die Lebensmittelkette neue Kunden anlocken. Die Konkurrenz sieht’s mit Sorge

Gün Aydin, heißt es ab diesem Montag in zwölf von 158 Kaiser’s-Filialen. Zum Start des Fastenmonats Ramadan will die Lebensmittelkette türkische Kunden in ihre Läden locken. Dafür hat sie dort, wo viele Türken wohnen, ihr Sortiment umgestellt: Neben Grau- und Schwarzbrot liegt künftig täglich frisches Fladenbrot im Regal, und an der Frischetheke wird Fleisch von Tieren verkauft, die nach islamischen Regeln geschlachtet wurden.

Tobias Tuchlenski, Regionalmanager für Berlin und Umland, hat beobachtet, dass türkische Kunden bei Kaiser’s zwar Artikel wie Spülmittel einkaufen, ihre Lebensmittel aber beim türkischen Supermarkt holen. So sei die Idee zu der Offensive entstanden. Das Unternehmen hat dafür einen türkischen Berater hinzugezogen. „Wir wollen nichts falsch machen“, sagt Tuchlenski. Nicht nur das. Auch die Mitarbeiter der zur Tengelmann-Gruppe gehörenden Lebensmittelkette wurden im Umgang mit türkischen Kunden geschult, und neue Fleischwölfe wurden gekauft. „Die türkischen Produkte werden zwischen den deutschen Produkten palettenweise stehen, in den Gängen und im Kühlregal“, kündigt Tobias Tuchlenski an. „Produkte wie Oliven, Pepperoni und Knoblauchwurst für deutsche Kunden werden demnächst billiger. Für unseren türkische Kunden werden wir besondere Packungsgrößen haben, wie beispielsweise Reis in Fünf-Kilo- und Oliven in Zwei-Kilo-Packungen.“

Dass Kaiser’s da möglicherweise eine gute Idee hatte, lassen die Reaktionen der türkischen Geschäftsleute ahnen: Halis Öztürk rechnet damit, dass er Kunden an die deutsche Konkurrenz verlieren wird. Ihm gehören der Lebensmittel-Markt Öz-Gida in der Neuköllner Sonnenallee mit zehn Mitarbeitern und in der Schöneberger Hauptstraße mit 35 Mitarbeitern. Nicht weit davon entfernt wird gerade eine Kaiser’s-Filiale in der Kolonnenstraße zum deutsch-türkischen Geschäft umgewandelt. „Bei uns kaufen nicht nur Deutsche und Türken ein“, sagt Öztürk, „sondern auch andere Gruppen, wie Russen, Asiaten und Menschen vom Balkan. Das schützt uns ein wenig vor der Konkurrenz.“

Doch er beobachte bereits seit einem Jahr, „wie deutsche Einkaufsmärkte versuchen, türkische Kunden in ihre Geschäfte zu locken“. Der Großmarkt Metro habe vor einiger Zeit türkische Fertigsuppen zum Einkaufspreis von türkischen Geschäften angeboten. Auch Real und der Wall-Markt bieten türkische Produkte an. Alle drei Geschäfte hätten jedoch keinen Erfolg gehabt, sagt er. „Dass Kaiser’s mit so einer großen Produktpalette auf den Markt geht, zeigt die ernsten Absichten des Unternehmens“, sagt Öztürk. Nun will er die Entwicklungen in den Kaiser’s-Märkten beobachten. „Wenn jetzt auch noch Aldi, Lidl und Reichelt mitziehen, wird der Markt ganz schön eng für uns“, befürchtet er.

Suzan Gülfirat

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