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Berlin: Bei Verdacht auf Infektion will Tegel Passagiereabweisen

Flugpassagiere mit Verdacht auf hochinfektiöse Krankheiten dürfen in Berlin nicht mehr von Bord gehen. Das Reinickendorfer Gesundheitsamt hat dem Flughafen Tegel den Status eines Sanitätsflughafens entzogen, sagte Bezirksbürgermeisterin Marlies Wanjura (CDU).

Flugpassagiere mit Verdacht auf hochinfektiöse Krankheiten dürfen in Berlin nicht mehr von Bord gehen. Das Reinickendorfer Gesundheitsamt hat dem Flughafen Tegel den Status eines Sanitätsflughafens entzogen, sagte Bezirksbürgermeisterin Marlies Wanjura (CDU). Hintergrund ist ein lange währender Streit um ärztliche Zuständigkeiten und räumliche Ausstattung der Quarantänestation.

Marlies Wanjura wirft Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei/PDS) vor, sie würde die Seuchengefahr durch Flugreisende „sträflich vernachlässigen“ und solle das Thema zur Chefsache machen. „Jede Imbissbude ist gesamtstädtisch, der Flughafen Tegel offenbar nicht.“ Die Sprecherin der Senatorin, Roswitha Steinbrenner, hält dem entgegen, das Bezirksamt sei zuständig. Dem sei dafür schon lange zusätzliches Geld bewilligt worden. Die Senatskanzlei versucht, in dem Streit zu moderieren, sagt Senatssprecher Günter Kolodziej.

Die Ankündigung neuer Flugverbindungen aus Asien und Afrika hätte die Amtsärztin wegen der Gefahr von Ebola-Fieber, SARS und Vogelgrippe „in Panik“ versetzt, sagt die Bürgermeisterin. Wenn an Bord eines Flugzeuges ein Passagier erkrankt und Seuchenverdacht besteht, darf die Maschine nur dort landen, wo Isolierungsmöglichkeiten bestehen. Das ist in Berlin nur in Tegel der Fall, Schönefeld und Tempelhof verfügen lediglich über Sanitätsstationen. Für den Transport in die Klinik steht in Tegel ein so genannter Isolator bereit. Der Seuchenalarmplan sah bisher ferner vor, dass symptomfreie Fluggäste zwar in der Quarantänestation im Nordteil des Flughafens registriert, dann aber nach Hause entlassen werden.

Formal zuständig ist Reinickendorfs Amtsärztin. Die aber soll nach Willen von Marlies Wanjura die Passagiere nicht persönlich untersuchen. Der Bezirk fordert einen ständig verfügbaren flughafenärztlichen Dienst. Ferner müsse die Voraussetzung geschaffen werden, alle Passagiere eines betroffenen Flugzeuges während der Inkubationszeit unter Quarantäne stellen zu können. Dazu sei die vorhandene Station schon wegen der unzulänglichen Sanitäreinrichtungen nicht geeignet. Bezirks- und Senatsverwaltung sind sich einig, dass die Umsetzung Sache der Berliner Flughafengesellschaft ist. Mit der gab es gestern ein Gespräch.

Man arbeite bereits länger mit dem Robert-Koch-Institut zusammen und wolle die Kooperation ausweiten, sagte Flughafensprecherin Rosemarie Meichsner. Dagegen müsse vor dem Hintergrund des geplanten Flughafenneubaus in Schönefeld und der dann geplanten Schließung Tegels geprüft werden, ob Ausbauten finanziell tragbar seien. Die Quarantänestation müsse sich nicht am Flughafen befinden, lenkte Bürgermeisterin Wanjura ein. Es kämen auch leerstehende Räume in der ehemaligen Bonhoeffer-Nervenklinik in Betracht.

Vorerst dürfen nun Flugzeuge mit seuchenverdächtigen Passagieren nicht mehr in Berlin landen. Sie würden zu einem bestehenden Sanitätsflughafen wie Frankfurt oder München geschickt, sagt Marlies Wanjura.

Rainer W. During

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