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Berlin: Beim Barte des Busheido

Für Autogrammjäger fängt das Jahr gut an: Am Montag kommt Tom Cruise, der Liebhaber des roten Teppichs, und stellt mit Regisseur Ed Zwick im Cinestar am Potsdamer Platz seinen neuen Film „Last Samurai“ vor

Den Bart kennen wir doch? Nicht gerade ungepflegt, nur etwas struppig, die Zierde eines Mannes, der nicht jeden Tag Zeit hat, sich darum zu kümmern. U-Boot-Kapitäne auf Feindfahrt laufen gerne so rum, Offiziere in amerikanischen Bürgerkriegsepen – oder eben einer wie Tom Cruise, der sich anschickt, die Rolle des US-Captains Nathan Algren im Japan des 19. Jahrhundert zu übernehmen, des „Letzten Samurai“.

Ende September 2002 war der Schauspieler zuletzt in Berlin, um gemeinsam mit Steven Spielberg „Minority Report“ vorzustellen. Die obligatorische Journalistenfrage nach der überraschenden Barttracht hatte Cruise mit Hinweis auf bald beginnende Dreharbeiten in Japan beantwortet, und jetzt springt einem genau dieser Bart von Litfaßsäulen und aus Kinotrailern ins Auge, werbewirksames Vorgeplänkel zur Europapremiere von „Last Samurai“ am kommenden Montag im Cinestar am Potsdamer Platz.

Zum ersten Mal in diesem Jahr wird dort wieder einmal der Teppich ausgerollt, für Tom Cruise ein erprobtes Terrain. Hier hatte er seine erste Berliner Premiere absolviert, acht Monate vor dem Spielberg-Termin. Damals präsentierte er „Vanilla Sky“, gemeinsam mit Gefährtin Penelope Cruz und Regisseur Cameron Crowe – ein für alle Beteiligten unvergesslicher Abend, hatte doch Cruise drei rekordverdächtige Stunden auf dem roten Teppich verbracht, auf dass auch wirklich kein Autogrammjäger unzufrieden nach Hause gehe. Zwischendurch war er durch die Kinosäle gezogen, hatte seine Honneurs vor den geladenen Gästen gemacht – und war dann wie versprochen zu den Zaungästen zurückgekehrt. Respekt!

Ein dreiviertel Jahr später, bei „Minority Report“ im Kosmos, hat er seine Rekordmarke zwar nicht wieder erreicht, aber es wurde doch auch ein rauschender Abend. Tom Cruise genießt nun mal das Bad in der Menge, anders als seine frühere Frau Nicole Kidman. Schon beim gemeinsamen Auftritt 1999 in Venedig, anlässlich der Premiere von Stanley Kubricks „Eyes Wide Shut“, konnte man sehen, wie unterschiedlich ihre beiden Temperamente doch gelagert sind: Er sonnte sich endlos im Blitzlichtgewitter, sie stand fast schüchtern daneben.

Nun, mit der schönen Nicole ist schon lange nicht mehr zu rechnen, auch von Penelope als möglicher Begleiterin der dritten CruiseTour durch Berlin ist bislang nicht die Rede. Aber Filmkomponist Hans Zimmer wird dabei sein, sodann der japanische Schauspielerkollege und Kampfkunstexperte Hiroyuki Sanada und selbstverständlich Regisseur Ed Zwick, mit Werken wie „Glory“ und „Mut zur Wahrheit“ ausgewiesener Spezialist für Schlachtengemälde. Am Montagnachmittag stehen die vier der Presse Rede und Antwort, ab 18 Uhr beginnt der Einmarsch der Premierengäste im Cinestar. Das Warten auf Cruise und die anderen wird kurzerhand zum Empfang deklariert, aber für einen wie ihn steht man doch, mit Getränken versorgt, gern herum. Auf der Gästeliste tummeln sich Leute wie Rufus Beck, Ben Becker, Detlev Buck, Leander Haußmann, Wolfgang Joop, Oliver Kalkofe, Minh-Khai Phan-Thi, Dunja Rajter, Maximilian Schell, Esther Schweins und Jürgen Vogel.

Seinem Kampfgefährten Hiroyuki Sanada verdankt Tom Cruise, dass er an der Premiere noch komplett teilnehmen kann, jedenfalls hat er das so der Zeitschrift „TV Movie“ erzählt. Wegen eines defekten mechanischen Pferdes wäre er fast enthauptet worden, nur dank der Schwertkunst Sanadas sei er dem Tode entronnen: „Er konnte sein Schwert gut zwei Zentimeter vor meinem Nacken stoppen.“ Die Welt der Samurai hat Cruise schon als Teenager fasziniert. Es waren vor allem die Filme Akira Kurosawas, die ihn nachhaltig beeindruckt haben. „Die Eleganz und Schönheit der Samurai, der Geist des Busheido, der uns Stärke lehrt, Mitgefühl, bedingungslose Loyalität“ – so rühmt der Schauspieler in Pressematerialien die alte japanische Kriegerkaste. Auch sein Regisseur ist dem alten Japan durch Kurosawas Filme erlegen. Sein Film „Last Man Standing“ mit Bruce Willis geht auf Sergio Leones „Für eine Handvoll Dollar“ zurück“, der wiederum ein Remake von Kurosawas „Yojimbo“ war. „Die sieben Samurai“ hat Zwick zuerst als 17-Jähriger gesehen – „und seitdem so oft, dass ich zu zählen aufgehört habe“. Auch dazu gibt es eine Remake, „Die Glorreichen Sieben“ von John Sturges. Einer der Sieben wurde von Horst Buchholz gespielt. So führen alle Wege, sie mögen sogar das ferne Nippon durchqueren, letztlich wieder nach Berlin.

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