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Berlin: Beim Diebeszug auch den Autoschlüssel eingepackt - Täter drogensüchtig

Die Kriminalpolizei hat eine spektakuläre Serie von 130 Einbrüchen im Charlottenburger Kiez aufgeklärt, fünf Täter wurden festgenommen. Den Ermittlungserfolg gab Kriminalrat Martin John von der Polizeidirektion 2 in Charlottenburg jetzt bekannt.

Die Kriminalpolizei hat eine spektakuläre Serie von 130 Einbrüchen im Charlottenburger Kiez aufgeklärt, fünf Täter wurden festgenommen. Den Ermittlungserfolg gab Kriminalrat Martin John von der Polizeidirektion 2 in Charlottenburg jetzt bekannt. Seit April diesen Jahres war die Zahl der Einbrüche im Bereich zwischen Kantstraße und Spandauer Damm sowie Sophie-Charlotte-und Wilmersdorfer Straße stark gestiegen. Bevorzugte Objekte der Einbrecher waren vor allem Büros, Anwaltskanzleien und Arztpraxen, aber auch Kindertagesstätten und Lokale. Computer, Bürogegenstände, Steroanlagen, medizinische Geräte, Fernseher, Musikinstrumente und sogar Kinderspielzeuge im Wert von mehr als 200 000 Mark wurden gestohlen.

Fand sich in der Wohnung auch der Schlüssel vom Wagen des Hausbesitzers, wurde das Auto von den Einbrechern oft zum Abtransport der Beute benutzt. Die Serie konnte durch die Festnahme eines 37-jährigen, drogenabhängigen Mannes, der von Sozialhilfe lebt, am 3. September aufgeklärt werden. Der Mann wurde bei einem allein unternommenen Einbruchsversuch beobachtet. Nach der Festnahme legte er ein umfassendes Geständnis ab. Er gab zu, die Einbrüche geplant und Mittäter, deren Namen er preisgab, angeleitet zu haben. Infolgedessen konnten die vier Mittäter im Alter von 28 bis 44 Jahren ermittelt werden, mit denen der Mann bei den 130 Einbrüchen zusammen gearbeitet hatte. Bei den Mittätern handelt es sich um zwei Türken und einen Engländer. Der englische Komplize wurde vom Richter vorerst von der Haft verschont. Auch die Helfer des 37-jährigen Haupttäters sind drogenabhängig.

Um sich ihren Heroin- und Kokain-Konsum zu finanzieren, nahmen die Täter immer wieder Aufträge ihres Dealers, einem 24-jährigen Türken an, der sie anwies, bestimmte Geräte zu beschaffen. Dieser verkaufte die gestohlene Ware weiter, oder ließ sie auf Flohmärkten vertreiben. Der Dealer wurde ebenfalls verhaftet. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wurde ein großer Teil der Beute gefunden. Die Täter gingen stets sehr professionell vor: Nach jedem Einbruch beschafften sie sich komplett neues Werkzeug, um den Ermittlern zu erschweren, Zusammenhänge zwischen den einzelnen Taten zu erkennen. Die Polizei kämpfte dagegen mit veralteten Methoden: "Unsere gesamten Ermittlungen sowie das Verzeichnis der aufgefundenen Gegenstände sind auf Karteikarten festgehalten. Es war uns finanziell nicht möglich, einen Computer für diesen Fall zu beschaffen", sagte Kriminalrat Martin John. Die bei dem Dealer gefundenen Gegenstände, darunter eine Skulptur im Wert von rund 7000 Mark, Fernseher, elektronische Geräte sowie CDs und Fahrräder, aber auch eine Sammlung von wertlosen Teelichtern und Kinderpuppen, lagern nun, mit kleinen Zetteln versehen, in der Aservatenkammer der Polizeidirektion 2. Die von den Tätern zum Transport genutzten Pkw konnten bereits den Eigentümern zurückgebracht werden. "Wir hoffen, in den meisten Fällen die Gegenstände den früheren Besitzern zuordnen zu können. Andernfalls werden sie nach einer gewissen Zeit versteigert", sagte John.

Die Polizei schätzt allerdings die Dunkelziffer der von der Bande begangenen Einbrüche weitaus höher als die ihr bekannten 130 Fälle ein. Diese Taten konnten den Tätern bislang allerdings nicht nachgewiesen werden.

Dan von Appen

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