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Berlin: Beistand von Freunden

Wie Gäste und Nachbarn das Feuer im Jagdschloss Glienicke erlebten

Direkt vor ihr rennen die Feuerwehrmänner über das Gelände des Jagdschlosses Glienicke. Nur wenige Meter vom brennenden Dachstuhl entfernt, steht Rixa Clotz-Mügge auf ihrer Terrasse und schaut den lodernden Flammen zu. „Ich mach jetzt wohl doch mal die Fenster zu, der Qualm zieht ja schon ins ganze Haus“, sagt sie.

Die 68-Jährige wohnt in dem kleinen Flachbau gegenüber dem Jagdschloss. „Traurig ist das anzusehen, wie jetzt alles niederbrennt“, sagt Clotz-Mügge. 26 Jahre lang war sie Verwaltungsleiterin in der Begegnungsstätte, vor acht Jahren ist sie in den Ruhestand gegangen. „Ich hörte plötzlich am Nachmittag wie Feuerwehrwagen mit Tatütata auf das Gelände fuhren“, schildert sie. Dann habe sie aus dem Fenster geschaut und dichte Qualmwolken gesehen. „Bis ich geschaltet habe, was da wirklich los ist, das hat gedauert.“ Kurz darauf sei auch schon ein Freund vorbeigekommen, um ein wenig Beistand zu leisten, weil sie so durcheinander war. Frau Clotz-Mügge läuft unruhig hin und her:

„Ob ich doch ein paar Sachen zusammenpacke? Vielleicht greift das Feuer über?“, fragt sie sich. Doch die Feuerwehr bestätigt: Keine Gefahr für ihr Haus. Währenddessen klingelt das Telefon fast ununterbrochen. Verwandte und Freunde haben aus dem Radio von dem Brand gehört und wollen nun wissen, ob es ihr gut geht oder womöglich auch ihr Haus schon in Flammen steht. „Ein Anruf kam sogar aus Dresden, selbst dort haben die das im Radio gemeldet“, sagt Clotz-Mügge aufgeregt. Immer wieder kommen Nachbarn aus der Umgebung bei ihr vorbei und erkundigen sich, was denn eigentlich los sei, wie das Ganze passieren konnte. „Genaueres weiß ich nicht“, sagt Frau Clotz-Mügge immer wieder. „Aber es sollen ja auch Bauarbeiter im Turm mit Schweißarbeiten beschäftigt gewesen sein.“ Doch was nützt es, zu spekulieren? Also, stellt sie lieber ein paar Gartenstühle auf ihre Terrasse: Ein paar Journalisten nutzen ihr halbwegs ruhiges Eckchen, um ihre Beobachtungen per Telefon durchzugeben.

Ein paar Meter weiter stehen ein paar Mitarbeiter des Jugendamtes Pankow in Decken gehüllt auf der anderen Seite des brennenden Dachstuhls. Drei Tage lang wollten sie sich hier zum Thema „Perspektiven der Jugendarbeit“ fortbilden. Doch dann das: „Während unserer Arbeitspause, hieß es, wir sollten das Gebäude verlassen, dann sahen wir auch schon den Qualm“, sagt der Seminarleiter Walter Sablotny. „Ich lebe noch, und es ist halb so schlimm“, ruft eine Teilnehmerin aus der Gruppe ins Handy. Eine andere bemerkt: „Oh, das ist ja mein Zimmer, das da brennt, ich hab’ da noch zwei Föhne und ein paar Sachen drin.“ Die anderen schauen sie grinsend an: „Gibt Schlimmeres.“ Für die Tagung will der Seminarleiter sich nun nach einem Raum in Pankow umschauen.

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