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Mit Fingertütchen. Das Anti-Papst-Plakat gestaltete der Comiczeichner Ralf König.

© Zeichnung: Ralf König

Benedikt XVI. in Berlin: Im Sonderzug zum Papst

Die Kirche denkt nun offiziell über den Umzug der Papst-Messe im September ins Olympiastadion nach. Doch auch die Gegner machen mobil. 40.000 von ihnen treffen sich am Brandenburger Tor.

Die Planungen für den Besuch von Benedikt XVI. werden konkreter – zumindest bei den Papst-Gegnern. Sie wissen nämlich schon genau, wo sie sich in Berlin treffen werden, um gegen die „menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik“ der katholischen Kirche zu demonstrieren. Das Bündnis „Der Papst kommt“ meldete am 22. September, 16 Uhr, eine Demonstration vorm Brandenburger Tor. Erwartete Teilnehmerzahl: 40 000.

Die Uhrzeit der Kundgebung – organisiert vom Lesben- und Schwulenverband (LSVD) und mehr als 30 anderen Organisationen – wurde bewusst gewählt. Denn um 16.45 Uhr soll der Papst im Bundestag eine Rede halten. „Wir können dem Papst mit unserem Protest zuvorkommen und unseren Standpunkt in direkter Nachbarschaft des Geschehens kundtun“, sagte Jörg Steinert, der Geschäftsführer des Berliner LSVD. Vom Brandenburger Tor wollen die Papst-Gegner zum Potsdamer Platz und über die Leipziger Straße, Friedrichstraße zur Abschlusskundgebung vor der St. Hedwigs-Kathedrale laufen. Als Unterstützer haben sie den bekannten Comiczeichner Ralf König gewinnen können, der das Plakat für die Demo entworfen hat.

Die Papst-Anhänger werden wohl erst Ende nächster Woche wissen, wo sie Benedikt am 22. September begegnen können. Nachdem sich mehr als 40 000 Menschen aus ganz Deutschland, Österreich und Polen für die Messe mit dem Papst angemeldet haben, denken die Organisatoren nun auch ganz offiziell darüber nach, den Gottesdienst ins Olympiastadion zu verlegen. Das Schloss Charlottenburg – dort soll die Messe an jenem Abend nach derzeitiger Planung stattfinden – habe keine katholische Tradition, so dass man „ohne Schaden zu nehmen, nochmal neu über den Standort nachdenken kann. Das wird auch getan“, sagte Stefan Förner, Sprecher des Erzbistums. Man könne sich mit der Entscheidung nun nicht mehr lange Zeit lassen, schließlich müssten nun zügig Verträge für die Logistik vergeben werden. Fest stehe: „Wir wollen niemanden wegschicken. Wer sich angemeldet hat, wer die Reise nach Berlin auf sich nimmt, der soll den Papst auch sehen.“

Vor dem Schloss finden nur 40 000 Menschen einen Stehplatz. Allen anderen Besuchern versperren Bäume die Sicht; sie müssten in Nebenstraßen stehen und auf Leinwänden die Messe verfolgen. Noch nicht gezählt sind die Anmeldungen in den Berliner Gemeinden. Und die Besucherzahl steigt täglich: Das bayerische Pilgerbüro will nun mit einem Sonderzug mit mindestens 500 Menschen anreisen.

Vom Interesse wurden die Planer selbst überrascht. Sie gingen davon aus, dass viele Süddeutsche zur Papst-Messe am Sonntag, den 25. September, nach Freiburg fahren würden. Diese Messe sollte der Höhepunkt der viertägigen Reise sein. Doch die Erwartungen scheinen sich nicht zu erfüllen. Die Anreise für Münchener oder Frankfurter dauert nach Berlin nicht sehr viel länger.

Die Seite der Papst-Gegner ist zu finden unter www.derpapstkommt.de. Papst-Anhänger können sich bis Mitte Juni anmelden unter www.papst-in-deutschland.de

Claudia Keller

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