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Berlin: Benefiz-Auktion für Behandlungszentrum am Klinikum Westend

Malerei, sagt der in Dresden und Berlin lebende Künstler Johannes Heisig, ist eine ziemlich einsame Tätigkeit. Über Stunden und Tage sei er im Atelier mit sich selbst befasst.

Malerei, sagt der in Dresden und Berlin lebende Künstler Johannes Heisig, ist eine ziemlich einsame Tätigkeit. Über Stunden und Tage sei er im Atelier mit sich selbst befasst. Dabei hört er Nachrichten aus aller Welt, Berichte über Kriege und Menschenrechtsverletzungen - und hadert mit der "rein dekorativen Aufgabe der Kunst". Zwei seiner Werke für eine Benefiz-Auktion zugunsten des Berliner Behandlungszentrums für Folteropfer zu spenden, sei für ihn ein Schritt vom Elfenbeinturm zur Tat, die auch politisch etwas bewegen könne, sagt Johannes Heisig.

Für die Auktion, die am Freitagabend im Ludwig-Erhard-Haus der Industrie- und Handelskammer zu Berlin stattfindet, hat Heisig ein "einsames" Selbstporträt im Atelier und eine Mappe mit 12 Lithographien gestiftet. Unter den knapp 60 weiteren Künstlern sind ANTOINETTE, Rainer Fetting, Johannes Grützke, Kurt Mühlenhaupt, Elvira Bach, Georg Baselitz und Markus Lüpertz. Der Sänger Udo Lindenberg zeichnete ein pikantes Porträt mit Doppelnase, und Günther Grass eine Bewegungsstudie zum "Hahnenkampf".

Im 1992 gegründeten Behandlungszentrum betreuen heute 25 Ärzte, Psychotherapeuten und Sozialarbeiter zumeist ausländische Menschen, die weltweit Opfer von Folterungen, aber auch anderer Traumatisierungen in Kriegen und Bürgerkriegen wurden. Behandelt werden sowohl kurdische Flüchtlinge aus der Türkei, als auch bosnische Frauen und Opfer der Staatssicherheit der DDR. Die Behandlungskosten für jährlich etwa 480 Patienten - gegenwärtig sind es 2,3 Millionen Mark - kommen gut zur Hälfte aus Zuwendungen vom Bundesfamilienministerium, von der EU-Kommission und der UNO. Ständig drohten jedoch Kürzungen dieser Mittel, sagte gestern der ärztliche Leiter des Behandlungszentrums im Klinikum Westend, Christian Pross. Im vergangenen Jahr sei der EU-Zuschuss von 400 000 Mark wegen einer Haushaltssperre ausgeblieben. Gleichzeitig kämen immer mehr Folteropfer zur Behandlung. Mit dem Erlös der Auktion solle das Finanzierungsdefizit möglichst ausgeglichen werden.

Die Stiftung "Überleben", die das Behandlungszentrum für Folteropfer seit zwei Jahren unterstützt, hat prominente Mitstreiter gefunden: Bundesfamilienministerin Christine Bergmann übernahm die Schirmherrschaft für die Auktion und wird am Freitagabend ins Ludwig-Erhard-Haus kommen. Beim fund-raising hilft jetzt auch die charity-erfahrene Frau des Botschafters der Schweiz, die amerikanische Schauspielerin Shawne Borer-Fielding. Weil sie gerade in Hollywood mit Richard Gere dreht, vertritt der Botschafter sie bei der Auktion. Versteigert werden die Bilder durch Henrik Rolf Hanstein vom Kunsthaus Lempertz in Köln.

Die letzte Position des Kataloges ist zugleich die exklusivste. Versteigert wird ein Angebot des zweiten Schirmherrn: Kunstsammler Heinz Berggruen führt privat durch seine Sammlung im Stüler-Bau am Schloss Charlottenburg an.Die Auktion beginnt am Freitag um 19 Uhr im Foyer des Ludwig-Erhard-Hauses der Industrie- und Handelskammer, Fasanenstraße 85 (Charlottenburg). Vorbesichtigung am Donnerstag und Freitag von 10 bis 18 Uhr.

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