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Konzert für Japan. Auch die zwölf Cellisten der Philharmoniker werden sich an dem Benefizauftritt am Sonnabend beteiligen.

©  EMI Classics

Benefizkonzert für Japan: Musizieren und mahnen

Mit einem Benefizkonzert in der Gedächtniskirche soll der Opfer in Japan gedacht werden. Weitere Veranstaltungen sind in Planung.

Explosionen, Evakuierungen, Menschen auf der Flucht, Tote, Verletzte: „Das sind Zeichen des Krieges – und Zeichen dafür, dass der friedliche und der kriegerische Einsatz von Atomenergie nicht voneinander zu trennen sind“, sagt Peter Hauber, Kinderarzt und Mitglied von „IPPNW – Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“. Seit 30 Jahren setzt sich der Verein – mit mehreren tausend Mitgliedern in über 60 Ländern – für eine atomtechnologiefreie Welt ein. Am Sonnabend veranstaltet er mit Musikern der Berliner Philharmoniker ein „Konzert für Japan“ in der Gedächtniskirche. Das vom Tagesspiegel unterstützte Konzert wird vom Deutschlandradio Kultur per Satellit weltweit übertragen. „Damit wollen wir aus einer Kirche, die ein Symbol des Friedens darstellt, eine Botschaft nach Japan senden“, sagte Hauber. Es wirke beklemmend, das Gefühl zu haben, nicht genug für die friedliche Abrüstung getan zu haben. „Jetzt stehen wir vor einer unklaren Situation, die von Stunde zu Stunde schlimmer wird.“

Das Konzert beginnt um 22.30 Uhr. Oboenspieler Albrecht Mayer, die zwölf Cellisten, Violinist Kolja Blacher, das Ensemble „Concerto Melante“ und Sopranistin Dorothee Mields präsentieren unter anderem Werke von Bach, Verdi und Ravel. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Auch ein Konto unter dem Namen „Japanhilfe“ sei eingerichtet worden, sagte Hauber. „Im Anschluss wird es eine Mahnwache geben.“

Die Philharmoniker sind dem japanischen Publikum durch zahlreiche Tourneen eng verbunden. Auch viele ihrer Mitglieder stammen aus Japan. Bereits am Dienstag hatten Chefdirigent Sir Simon Rattle und Daniel Barenboim, Generalmusikdirektor der Staatsoper, ein Benefizkonzert zur Sanierung des Opernhauses Unter den Linden genutzt, um der Opfer in Japan zu gedenken. Dabei hatte Barenboim die Zuschauer in der Philharmonie gebeten, sich zu einer Gedenkminute zu erheben. Zum Zeichen der Anteilnahme änderte das Orchester unter Dirigent Bernard Haitink auch sein gestriges Programm und widmete sein Konzert „Trauermusik für Streichorchester“ von Witold Lutoslawski dem japanischen Volk.

Die derzeitige Situation in Japan erinnert Hauber an den ungewissen Zustand 1986. „Als die Tschernobyl-Wolke über Berlin zog, saßen wir seelenruhig im Garten.“ Am 26. April jährt sich der 25. Jahrestag der Katastrophe in der Ukraine. In Gedenken an die Opfer von Tschernobyl werde dieser Tag in einer gemeinsamen Veranstaltung der IPPNW, der Streicher der Berliner Philharmoniker und der Staatskapelle Berlin ebenfalls den Japanern gewidmet. In der Philharmonie werden Werke von Schostakowitsch, Tschaikowsky, ukrainische und russische Chorsätze und ein Requiem von Takemitsu präsentiert.

Unter dem Motto „Lesen für Japan“ will auch der be.bra Verlag den Menschen in Japan helfen. Geplant ist eine – ebenfalls vom Tagesspiegel unterstützte – Lesung am Sonntag, den 17. April, um 11 Uhr im Deutschen Theater. Der Eintritt und der Erlös aus dem Buchverkauf gehen an die „Aktion Deutschland hilft“.

Sofortige Hilfe ist wichtig, sagt Katrin-Susanne Schmidt, Geschäftsführerin der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Berlin. Bereits am Tag des Erdbebens habe der Verein bei einem traditionellen japanischen Konzert im Roten Rathaus in einer spontanen Spendenaktion 900 Euro unter den 300 Gästen sammeln können. Dieses Geld wurde anwesenden Vertretern der Tokioter Stadtverwaltung zur Einzahlung auf das Konto des Roten Kreuzes in Japan mitgegeben. Gerade wurde ein Spendenkonto unter dem Stichwort „Berliner helfen Japan“ eröffnet. Auch ein Benefizkonzert mit japanischen Musikern sei geplant. „Wir haben lange überlegt, ob wir unsere Vortragsreihe anlässlich des Jubiläums 150 Jahre Deutsch-Japanische Beziehungen und der Städtepartnerschaft Berlin-Tokio im Rathaus thematisch verändern sollen“, sagte Schmidt. Doch sie haben entschieden: „Wir wollen die Normalität so weit wie möglich aufrecht erhalten.“

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