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Berlin: Benzin im Blut

„Die Drei von der Tankstelle“ haben am 22. September im Schlossparktheater Premiere – als Musical

Eine riesige aufblasbare Raubkatze gehört momentan zu den heißen Wünschen von Andreas Gergen, Hausherr und Regisseur im Schlossparktheater. Mit dem Esso-Tiger auf dem Theaterdach würde der quirlige junge Mann mit dem Dauerlachen gern für den nächsten Coup in seinem Haus werben. Soll einem doch ab 22. September in der Schlossstraße 48 sozusagen beim Tanken nicht das Lachen vergehen – wie angesichts aktueller Spritpreise üblich. Statt dessen soll sich das Herz fröhlich öffnen, dann nämlich, wenn „Die Drei von der Tankstelle“ die Zapfsäule auf der Theaterbühne bedienen – und der gleichnamige Ufa-Filmhit von 1930 als Musical seine Berliner Erstaufführung erlebt.

Zu der Euphorie, mit der Gergen gestern das neueste Projekt des traditionsreichen Theaters vorstellte, berechtigen ihn handfeste Zahlen. Seit der Wiedereröffnung des Schlossparktheaters im Oktober 2004 kamen über 80 000 Zuschauer, erst zur Europapremiere des Musicals „Pinkelstadt“, anschließend zu dem Familienmusical „Eine Woche voller Samstage“ und aktuell noch bis 31. August zu der Berlin-Operette „Wie einst im Mai“. Um den Pleitegeier, der in diesem Haus nicht unbekannt war, muss Gergen sich nicht mehr sorgen. Der Hausherr versäumte gestern nicht, mehrmals artig darauf hinzuweisen, dass dies alles unter dem Dach der Stage Holding geschieht, die sich neu jetzt Stage Entertainment Germany nennt.

Stolz darf er sein. Als er jüngst in New York vorstellig wurde, um dort die Rechte für die europäische Erstaufführung eines Broadway-Hits zu erlangen, der gestern aber noch Geheimnis blieb, hatte sich das kleine Berliner Theater dort immerhin schon rumgesprochen. Andreas Gergen erzählte das gestern, bevor er am „Steglitzer Broadway“ seine „Drei von der Tankstelle“ vorstellte.

In dem Ufa-Film von Wilhelm Thiele, der am 15. September 1930 – also vor 75 Jahren – Premiere hatte, waren das Heinz Rühmann, Willy Fritsch und Oskar Karlweis, die als unzertrennliche Tankstellen-Unternehmer auf die junge Lilian abfahren – gespielt von Lilian Harvey.

In der Berliner Erstaufführung als Theatermusical spielen der Falco-Darsteller Axel Herrig, Dieter Landuris („Linie 1“) und der Comedian Monty Arnold „Die Drei von der Tankstelle“, die sich um Katharine Mehrling alias Lilian auch singend bemühen.

Werner Richard Heymann komponierter die Ohrwürmer. Sie ließen den Film, mit dem Heinz Rühmann seinen Durchbruch hatte, zum Kassenschlager werden. Heymann kreierte damit zugleich ein neues Genre – das Filmmusical. Der berühmte Komponist, der aus einer jüdischen Familie stammte, musste drei Jahre später aus Nazideutschland emigrieren, die „Die Drei von der Tankstelle“ wurden 1937 von Joseph Goebbels verboten.

Dass man jetzt in Berlin wieder Hits wie „Ein Freund, ein guter Freund“, „Das ist die Liebe der Matrosen“ oder „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“ singt, freut besonders Elisabeth Trautwein-Heymann, die Tochter des 1961 in München gestorbenen Komponisten. Ob es Erfolg hat, wird das Publikum entscheiden. „Heymann muß man einfach singen können“, sagte die Tochter bei der Vorstellung des Projekts. Sie muss es wissen, machte sie doch ihr Musikdiplom am Mozarteum in Salzburg.

Kartentelefon: 01805 4444.

Heidemarie Mazuhn

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