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Zurück auf Los.

© dapd

Berlin: Benzinspediteure springen im Sechseck

Weil Tegel in Betrieb bleibt, rollen wieder Tanklaster. Doch das kann teuer werden – für die Kunden.

Der geplatzte Umzug der Fluggesellschaften zum neuen Flughafen BER verteuert den Flugbetrieb in Tegel. Ein Grund dafür ist das Flugbenzin, das in Tegel wegen des Debakels plötzlich teurer geworden ist als nötig. Die Zeche zahlen am Ende wohl Flugkunden – oder Berlins und Brandenburgs Steuerzahler.

Hintergrund ist, dass die Airlines in Tegel weiter über die Straße mit Kerosin aus der Raffinerie in Schwedt beliefert werden. Der neue Flughafen BER sowie der bestehende setzen dagegen auf die Schiene. Die Lkw-Spediteure hatten ihren Fahrern bereits im Frühjahr gekündigt – in der Annahme, dass der Flughafen Tegel am 3. Juni den Betrieb einstellt. Die Betreiber der Tanklager hatten entsprechende Lieferverträge mit den Speditionen ebenfalls gekündigt.

Weil der Umzug aber verschoben wurde, musste die Kerosinbelieferung in Tegel neu organisiert werden. Und das ist teurer als bisher. So musste etwa die Hamburger Spedition Johs. Martens bereits gekündigte Mitarbeiter zurückzugewinnen und sogar zusätzliche Fahrer einstellen, da wegen des erweiterten Flugprogramms in Tegel dort mehr Kerosin benötigt wird als bisher. „Vielen Fahrern mussten wir rund 30 Prozent mehr zahlen als bisher – schließlich sind ihre neuen Arbeitsverträge befristet“, sagt Geschäftsführerin Susanne Martens-Ulrich. Diese Befristung ist nicht etwa zeitlich – schließlich wisse ja niemand, ob der neue Eröffnungstermin, der 17. März 2013, zu halten ist – sondern konditionell. Das heißt, sie enden automatisch mit dem Zeitpunkt, an dem Tegel wirklich schließt und die Spedition den Auftrag endgültig verliert. Diese Ungewissheit, wann das sein wird, spiegelt sich in der besseren Bezahlung.

Ähnlich sieht es bei der Spedition MF Mineralöl-Logistik in Werneuchen (Kreis Barnim) aus. Um weiterhin Tegel mit Flugbenzin beliefern zu können, hat Geschäftsführer Dirk Thomaneck Mitarbeiter aus dem gesamten Bundesgebiet in die Region geholt. „Da entstehen Kosten für Übernachtungen, Verpflegung, und natürlich zahlen auch wir ihnen eine Prämie dafür, dass sie uns helfen, die Belieferungen kurzfristig fortzusetzen“, sagt Thomanneck. Der Spediteur muss wie die Konkurrenz die Preise erhöhen, um wenigstens eine kleine Marge zu machen. Das habe er seinen Kunden, den Mineralölgesellschaften, alles dargelegt und stößt dort im Prinzip auch auf Verständnis, sagt er. Eine endgültige Regelung stehe aber noch aus. Bei den Ölfirmen scheint die Bereitschaft, diese Mehrkosten aufzufangen, aber nicht sehr ausgeprägt. Es ist anzunehmen, dass sie die Kosten an die Endkunden, also die Fluggesellschaften, weiterreichen.

Air Berlin, die Gesellschaft, die mit rund 30 Prozent den größten Teil des Passagieraufkommens in Tegel abwickelt, will zusätzlich anfallende Kosten dem Flughafen in Rechnung stellen, wie Unternehmenssprecherin Sabine Teller sagt. Um welche Summen es geht, ist noch unklar. Am Ende aber könnte dieser Posten, und sind es auch nur noch ein paar Millionen Euro, ebenfalls auf dem Schuldenberg der Flughäfen landen.

Ein weiteres Kerosinproblem soll sich mit der Zeit buchstäblich in Luft auflösen: Es geht um die 18 Millionen Liter im Wert von rund 15 Millionen Euro, die bereits in den Tanks am neuen BER lagern. Die könne man doch nicht einfach durch die Stadt fahren nach Tegel, hatte Air-Berlin-Chef Mehdorn gesagt. Kann man doch! „Das Kerosin wird am bestehenden Flughafen Schönefeld vertankt und dient in Spitzen zum Ausgleich in Tegel“, sagte Sprecherin Teller jetzt. Das werde schon lange so gemacht – an Wochenenden zum Beispiel. Da würden die Spediteure nämlich nicht liefern.

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