zum Hauptinhalt
Offenherzig. Wegen eines nicht autorisierten Interviews wurde BER-Pressechef Daniel Abbou freigestellt.

© M. Kappeler/dpa

BER: Flughafensprecher Daniel Abbou nach kritischen Interview freigestellt

So kritisch hatte sich noch nie ein Flughafensprecher zum BER geäußert. Das wurde Daniel Abbou nun zum Verhängnis – der Chef stellte ihn frei.

Karsten Mühlenfeld versucht, cool zu bleiben an diesem Tag, an dem es am unvollendeten Airport helle Aufregung um eine Personalie gibt. Diesmal um den vom BER-Chef suspendierten Pressesprecher Daniel Abbou. Nur Stunden, nachdem der Tagesspiegel das Klartext-Interview von Abbou mit dem „PR-Magazin“ publik gemacht hatte.

Darin hat der umtriebig und jovial bekannte Flughafensprecher wie berichtet mit früheren BER-Verantwortlichen für „versenkte Milliarden“ abgerechnet, Offenheit versprochen, aber auch den eigenen Chef kritisiert und benotet. Und gesagt: Niemand, „der nicht medikamentenabhängig“ sei, gebe für diesen Flughafen noch eine Garantie. Mühlenfelds Reaktion löste am Montag auch viel Kritik aus.

Interview war nicht abgestimmt

Der BER-Chef steht dazu. „Das Interview war nicht mit der Geschäftsführung abgestimmt“, sagte Mühlenfeld. „Er ist bis auf Weiteres freigestellt.“ In so einem Fall tue erst einmal Abkühlung gut. „Ich halte viel davon, so etwas emotionslos zu klären, auch mit dem Aufsichtsrat.“ Er werde selbst erst „einmal eine Nacht darüber schlafen“. Wann er entscheide. wie es weitergeht? „Ich habe mir vorgenommen, bis Ende der Woche klar zu sein.“

Im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft der Länder Berlin, Brandenburg und des Bundes (FBB) rechnet man allerdings dem Vernehmen damit, dass Abbou gehen muss. Den gut dotierten Sprecherjob (Jahresgehalt rund 150 000 Euro) hatte er zum 1. Januar übernommen, er ist noch in der Probezeit. Am Montag tagte in Schönefeld der Projektausschuss, der sich ursprünglich allein mit dem Problemen auf der Baustelle und der drohenden Verschiebung des Starttermins 2017 befassen wollte. Nun ließ Aufsichtsrat Rainer Bomba, der Staatssekretär aus dem Bundesverkehrsministerium, die Causa auf die Tagesordnung setzen. Im Gremium war die Empörung groß. „Ein Kommunikationsprofi, der den Flughafen ohne Not bundesweit in die Schlagzeilen bringt“, hieß es danach.

Am BER sei Transparenz versprochen, aber nie praktiziert worden

Besonders für Berlin ist der Vorgang brisant. Abbou, SPD-Mitglied, früher Sprecher von Senatoren, war am Flughafen auf Vorschlag der Senatskanzlei eingestellt worden. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), Chef des Aufsichtsrates, sagte am Montag, dass es ein Vertrauensverhältnis zwischen Geschäftsführung und Sprecher geben müsse. Er habe weder auf die Einstellung noch auf die Freistellung Einfluss genommen. Von Müller hat Mühlenfeld für seine Entscheidung freie Hand.

Zugleich erhielt Abbou viel Zuspruch, in den sozialen Netzwerken, auch in der Politik. Berlins FDP-Chef Sebastian Caja sagte: „Endlich hat mal einer ehrlich ausgesprochen, was alle denken und die meisten wissen.“ Die dünnhäutige Reaktion der Flughafenführung beweise, „dass die neuerliche Verschiebung des zuletzt für 2017 angesetzten Eröffnungstermins wohl nicht mehr abzuwenden ist.“

Brandenburgs Grünen-Fraktionschef Axel Vogel sagte: Am BER sei Transparenz versprochen, aber nie praktiziert worden. Mit Mühlenfeld habe eine mehr durch Seriösität und Wahrhaftigkeit geprägte Phase begonnen, „damit ist es vorbei“. Eine offene Kommunikation der Probleme sei unabdingbar, mahnte CDU-Vizefraktionschef Stefan Evers. Ironisch fügte er hinzu: „Herr Abbou könnte jetzt ins Rote Rathaus wechseln. Dort wird auch jemand gebraucht, der schonungslos Tacheles redet.“ Abbou war am Montag nicht erreichbar.

Zur Startseite