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Gib uns die Kugel. Wissenschaftlich umstritten, aber höchst unterhaltsam – der Blick in die Zukunft. Und das Beste daran: Es wird nie zu viel verraten.

© dapd

BER, S-Bahn und Hertha: Was drei Hellseher Berlin für 2013 prophezeien

Skandal-Horoskop für den „Fluchhafen“, die Lebensfreude versauert, aber dafür wird Lichtenberg trendy. Was ein Medium, ein Astrologe und eine Hellseherin für das neue Jahr vorhersagen. Der Tagesspiegel hat sie gefragt.

Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) prophezeite es schon: Die Eröffnung des Hauptstadtflughafens wird wohl im Oktober noch nix. Weiß er mehr? Sieht er mehr? Oder muss man gar kein Sehender sein, um die Zukunft von BER zu deuten?

Um rauszufinden, was zum „Sehen“ dazugehört, hat der Tagesspiegel drei Berliner Wahrsager gebeten, in die Zukunft der Stadt zu schauen: Uns interessiert, ob Klaus Wowereit (SPD) die Flughafen-Baustelle in den Griff bekommt. Wir wollen wissen, wie die S-Bahn den Winter übersteht. Wir fragen, wo in Berlin 2013 Neues entstehen wird. Und, na klar: Die Aufstiegschancen der Hertha haben wir uns auch deuten lassen.

Bei der Recherche wurde schnell klar: Wahrsagen ist nicht einfach Wahres sagen. Es gab Astrologen, die deutlich machten, dass Horoskope für eine Stadt Humbug seien. Andere wiederum behaupten, die Gabe zu besitzen, verlässlich ins Jahr 2013 zu sehen.

Kerstin Rossbander beschreibt sich selbst als „medial arbeitenden Menschen“ statt als Wahrsager. In einem hellen Zimmer empfängt sie ihre Besucher – und die zukunftsweisenden Signale. Lebensberatung biete sie an, indem sie sich mit der „geistigen Welt“ verbindet und dann nach Dilemmas ihrer Kunden sucht. Wenn wir nach dem Dilemma BER suchen, heißt das, wir stellen eine konkrete Frage. Rossbander schließt dann die Augen, zittert mit ihren Lidern und hebt die Hände, als bewege sie einen unsichtbaren Touchscreen.

Sie antwortet: „Rund um den Flughafen wird es 2013 noch viel Ärger geben – aber er wird im Herbst eröffnet. Ich spüre, dass Köpfe rollen werden.“ Das müsse nicht heißen, dass jemand seinen Posten räumt. Rossbander denkt eher an Burnout, an seelische Erschöpfung. Besonders Wowereit sei sehr gefährdet.

Auch für die S-Bahnen sieht Rossbander wenig Gutes: „Der Januar wird sehr kalt, danach suppt es aus, dunkel und nass. Auch wenn die Techniker bei der S-Bahn mit großen Vorhaben herangehen, werden sie es nicht schaffen, Ausfälle zu verhindern.“ Rossbander spricht dabei nicht von in Stein gemeißelten Ereignissen – sie will sich eher in die Gefühlslage der Menschen hineinversetzen. Was Berlin angeht, so spüre sie daher ein „Versauern“ der Lebensfreude. Vor allem in Wedding könne sie im kommenden Jahr „Sorgen und Traurigkeit“ bei den Menschen erkennen. Eine „Renaissance“ werden hingegen Charlottenburg und Wilmersdorf erleben.

Sehen Sie am Sonntag (30.12.) und Montag (31.12.) auf tagesspiegel.de je ein neues Video mit anderen Hellsehern.

Bei Hertha scheiden sich die Geister

Gib uns die Kugel. Wissenschaftlich umstritten, aber höchst unterhaltsam – der Blick in die Zukunft. Und das Beste daran: Es wird nie zu viel verraten.
Gib uns die Kugel. Wissenschaftlich umstritten, aber höchst unterhaltsam – der Blick in die Zukunft. Und das Beste daran: Es wird nie zu viel verraten.

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„Lichtenberg im Osten und Moabit im Westen werden zu Trend-Bezirken“, prophezeit hingegen der Astrologe Malkiel Rouven Dietrich. Im Regal seiner großen Altbauwohnung stehen alte Kerzenständer Großmutter, auf dem Tisch ein Notebook. Dietrich hat ein Programm zum Berechnen von Aszendenten geöffnet.

„Wenn man die erste urkundliche Erwähnung zugrunde legt, hat Berlin einen Widder-Aszendenten“, sagt Dietrich. Der Aszendent ist nicht das eigentliche Sternenbild, sondern jenes, welches bei der Geburt am östlichen Himmel erscheint. Es beschreibe vor allem die Wirkung, die man auf andere hat. Die Wirkung Berlins laut Dietrich: „Große Vielfältigkeit, aber auch ein Skandal-Horoskop – Berlin ist herb und hat wenig Stil.“

Und für die herbe Hauptstadt stünden die Sterne 2013 schlecht. BER könne man vergessen, sagt Dietrich, er sehe eine Fertigstellung in der zweiten Jahreshälfte 2014. Der Spatenstich zum Bau, es war der 5. September 2006, sei „astrologisch ein Fass ohne Boden“ gewesen. Ein „Fluchhafen“ wird da gebaut. Auch die Planeten des Regierenden Bürgermeisters hat Dietrich mit seinem Rechner im Blick: „Ab Juli 2013 lastet eine gravierende Jupiterspannung auf seiner Sonne“. Soll heißen: Wowereit müsse mit Unbeliebtheit kämpfen und den BER durchboxen. Er bleibe aber im Amt.

Ja, ja, der Wowereit“, seufzt auch Nanny Tober. Tober bezeichnet sich anders als ihre Kollegen als tatsächliche „hell Sehende“. Sie arbeitet zwar wie Dietrich mit der Astrologie, aber sie nutzt Geburtsdaten vor allem als Möglichkeit, ihre seherische Gabe zu erwecken. Dinge, die kommen werden, sehe sie daher mal klarer, mal nur schemenhaft.

Von Wowereit weiß Nanny Tober, dass er im Jahr der Schlange geboren wurde. „Er ist einer, der gerne nach den Sternen greift und schwierige Situationen sucht.“ Wie ein Fisch könne er Klippen umschwimmen. Eine Klippe, der BER, bleibe auch 2014 „ein Unglückskind.“ Anders als Astrologe Dietrich meint Tober, dass der Spatenstich zwar unter einer guten Konstellation stand – aber „der Planungsbeschluss im August 2004 hatte schlechte Sterne“. Dafür sieht Tober in Tiergarten etwas „Großes“: Ausländische Investoren würden ein Wellnessprojekt vorstellen. Die Hellseherin spürt ein Gebäude, „fast wie ein Kloster“.

Was den Aufstieg der Hertha in die erste Liga angeht, so sind die Seher uneinig. Keinen Aufstieg sieht Rossbander. Die Spieler seien zu eitel – „ihr Zusammenhalt wirkt auf mich hoppelig, beinahe verkrampft“. Astrologe Dietrich hingegen sieht einen Erfolg vorher: „Die Hertha schafft’s! Und bleibt auf Erfolgskurs.“ Allein Tober möchte sich nicht ganz festlegen: „Ich sehe, dass sie knapp den Aufstieg schaffen. Es ist etwas dunkel, aber am Ende könnte ein Tor entscheiden.“

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