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Möglicherweise wird der BER erst 2015 fertig.

© dpa

BER-Debakel: Noch mehr Pfusch am Bau

Dem Flughafen-Terminal könnte ein großer Umbau bevorstehen - womöglich muss sogar der Innenausbau wiederholt werden. Der Pfusch beim Brandschutz ist offenbar größer als bislang bekannt.

Das neue Flughafen-Terminal Schönfeld ist schon jetzt ein Sanierungsfall. Nach Tagesspiegel-Recherchen könnte drinnen sogar ein umfangreicher Umbau mit teilweisen Entkernungen und einer Neuauflage von Innenausbauarbeiten nötig werden. Darauf weist ein Bauunternehmer hin, der in der „heißen Phase“ von Anfang 2011 bis Frühjahr 2012 auf der Baustelle tätig war. Er weiß von Baupfusch, der hinter Wänden verborgen ist. Die Schilderungen korrespondieren mit der Mängelliste von Technik-Chef Horst Amann – wegen der er im Schreiben vom 4. Januar 2013 an Brandenburg, Berlin und den Bund den Eröffnungstermin 27. Oktober 2013 abgesagt hatte.

Aufsichtsratschef Matthias Platzeck (SPD) hat zwar bereits einen weitgehenden Rückbau auf die genehmigte Planung angekündigt, um einen funktions- und genehmigungsfähigen Zustand des BER zu erreichen. Doch geht er bisher davon aus, dass dafür lediglich die Systeme der technischen Gebäudeausrüstung, etwa Rauchklappen oder Brandmelder, umgebaut werden müssen. Ähnlich zuversichtlich äußerte sich auch Amann: Abrisse oder Entkernungen seien nicht nötig.

Aber es könnte weitere böse Überraschungen geben. Nach Tagesspiegel-Recherchen liegt der bislang fehlende Brandschutz im Terminal nicht allein an der nicht funktionierenden, komplizierten Entrauchungstechnik der Firmen Siemens und Bosch, sondern auch an verpfuschtem Innenausbau. Die Voraussetzung für die technische Anlage, dass Gebäudebereiche untereinander hermetisch abgeschottet sein müssen, ist nach den Angaben des erfahrenen Mittelständlers im BER nicht gesichert. Der Rauch könne sich – statt über die vorgesehenen Schächte – unkontrolliert viele andere Wege suchen. In der Amann-Liste verbirgt sich das Problem offensichtlich hinter „Deckenhohlraumsanierung“, bei den „systemischen“ Defiziten und Mängeln. Der Mann, der fast täglich auf der Baustelle war, hat erlebt, wie etwa Mauern an den Decken „nicht ordnungsgemäß mit Brandschutzmörtel abgedichtet“ wurden. Dem Tagesspiegel berichtete er zudem von „wild verlegten Kabeln“, von Schächten, die in der Hektik verschlossen wurden, ohne Brandschutzabschottungen oder Trennwänden innen. „Das Brandschutzsystem kann nicht funktionieren, wenn es Löcher gibt.“ Es habe damals im Terminal ein babylonisches Sprachgewirr geherrscht, da „ausschließlich ausländische Arbeiter tätig waren, Ungarn, Polen, Rumänen“, berichtet er. Eine funktionierende Bauleitung und Bauüberwachung habe es nicht gegeben.

Dass sich hinter den Wänden ein Problem versteckt, hat Technikchef Amann erkannt. Im Schreiben vom 4. Januar 2013 wies er darauf hin, was für den inzwischen eingeleitenen „vollständigen Umbau auf den Genehmigungszustand“ nötig wäre. Dazu gehöre „eine Vervollständigung der Erfassung des Bautenzustandes“, hieß es, mit dem Stichwort: „Öffnung aller bereits verschlossenen Decken, Schächte, Böden und Wände“.

Das läuft, mit immensem Aufwand. Der Unternehmer meint sogar: „Im Grunde wäre es einfacher, den Innenausbau rausnehmen, alles zu entkernen und neu zu machen.“ Neben dem Bau gibt es nach dem Amann-Schreiben vertragliche, organisatorische und genehmigungstechnische Defizite für einen BER–Start. „Insbesondere wurde der Kern des Projektes durch die Projektgemeinschaft Flughafen Berlin Brandenburg International (pgbbi) als Generalplaner und Objektüberwacher aufgelöst und nicht adäquat ersetzt“. Es habe einen „Projektstillstand über mehrere Monate gegeben“. Der Ansatz, dass die Flughafengesellschaft mit Dritten den gefeuerten Generalplaner ersetzt, sei „gescheitert“.

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