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Der neue Technikchef Horst Amann beim Betreten der Feuerwache auf dem BER, wo sich der Aufsichtsrat traf.

© dapd

Neuer Eröffnungstermin: Der Flughafen wird zur unendlichen Geschichte

Auf der BER-Aufsichtsratssitzung hat der neue Technikchef Horst Amann die Probleme am Flughafen offengelegt und einen neuen Starttermin benannt. Viele der Mängel waren schon vor vier Jahren bekannt, doch Warnungen wurden nicht für voll genommen.

Horst Amann gab sich selbstbewusst. Zielsicher mit BER-Papiertüte und Aktentasche in der Hand steuerte der technische Geschäftsführer der Flughafengesellschaft die Feuerwache des Flughafens an. Dort tagte der Aufsichtsrat am Freitag hinter verschlossenen Türen. Die Sitzung zog sich. Zu groß sind die Probleme, die noch gelöst werden müssen. Nach sechs Stunden war es dann soweit und das Ergebnis bestätigte das, was schon vorher bekannt war: Der neue Eröffnungstermin ist der 27. Oktober 2013 und die Mehrkosten belaufen sich auf 1,17 Milliarden Euro.

Einer aber trat nicht so souverän wie Amann auf. Der umstrittene und seit Wochen in der Kritik stehende BER-Geschäftsführer Rainer Schwarz wählte den Hintereingang, um unerkannt ins Gebäude zu kommen. Die neuerliche Verschiebung der Eröffnung vom 17. März auf den 27. Oktober könnte für Schwarz die eine Verschiebung zu viel sein. Auch die IHK fordert seinen Rücktritt.

Der Flughafen, so viel ist sicher, wird zur unendlichen Geschichte. Und das sorgt für Gedächtnislücken bei den Akteuren. Zum Beispiel, was das Jahr 2008 betrifft. Damals wurde die Projektsteuerungsfirma „Drees & Sommer“ engagiert und schon kurz danach hat diese – wie berichtet – davor gewarnt, dass der Eröffnungstermin im Oktober 2011 nicht zu halten sein würde.

Das BER-Debakel in Bildern:

Die „Bild“ berichtet nun aus einem Dokument, das der Geschäftsführung vorgelegt worden sei. Darin heißt es wörtlich: „Das Terminziel Eröffnung Oktober 2011 ist nicht mehr erreichbar.“ Später wurde die Firma entlassen und durch eine weniger kritische ersetzt. „Dress & Sommer“ wollte die Existenz dieses Dokuments weder bestätigen noch dementieren und berief sich auf ihre Verschwiegenheitspflicht. Und die BER-Verantwortlichen? „Wir müssen uns den Vorgang ansehen und ich kann derzeit nichts dazu sagen“, betonte ein Sprecher. Auch das ehemalige Aufsichtsratsmitglied und Ex-Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) kann sich an die Firma nicht erinnern. „Wenn dieses Dokument damals dem Aufsichtsrat bekannt gewesen wäre, hätten wir sicher reagiert“, sagt er. Auch wisse er nicht mehr, ob die Absetzung und die Umstände der Absetzung von „Dress & Sommer“ im Aufsichtsrat thematisiert worden seien.

Eine erneute Verschiebung könnte personelle Konsequenzen nach sich ziehen.

Auch in der aktuellen Sitzung des Aufsichtsrates hat das Jahr 2008 wohl keine Rolle gespielt. Zu sehr sind die Akteure in der Gegenwart verhaftet – die Probleme sind groß genug. Eine erneute Verschiebung des nun genannten 27. Oktober könnte personelle Konsequenzen nach sich ziehen.

Liest man den Controlling-Bericht „2/2012“ der Flughafengesellschaft dann wird klar, woran die Eröffnung am 17. März 2013 gescheitert ist. Denn in diesem Bericht, der dem Tagesspiegel vorliegt, wird ein „intensives Inbetriebnahme-Management“ angemahnt, um den Eröffnungstermin zu realisieren. Konkret heißt es in dem Bericht: „Neben den fortwährenden Abstimmungen mit den Behörden sowie der Erstellung der genehmigungsrechtlichen Unterlagen (z.B. Sachverständigenabnahmen) ist zur Sicherstellung der Inbetriebnahme am 17. März 2013 ein intensives Inbetriebnahme-Management der technischen Systeme sowie die Einregulierung der sehr komplexen Gebäudefunktionssteuerung ein wesentliches Hauptaugenmerk aller Projektbeteiligter.“ Genau dieses „intensive Inbetriebnahme-Management“ scheint es aber entweder nicht gegeben oder nicht funktioniert zu haben.

Erfasst wurde der Bericht nach der Verschiebung im Mai und der Festsetzung auf den Termin 17. März 2013. Auf 79 Seiten wird deutlich, wie aussichtslos es war, die „Mensch-Maschinen“-Lösung beim Brandschutz genehmigt zu bekommen. „Die „Lösungsansätze sind kaum realisierbar“ heißt es dazu. Die Controlling-Berichte der BER-Flughafengesellschaft, die vom Büro „WSP/CSB“ erstellt werden, beinhalten ein Ampelsystem, das den Baufortschritt optisch symbolisieren soll. Im ersten Bericht des Jahres täuschten die Ampeln den Verantwortlichen eine trügerische Sicherheit vor, weil sie „nur“ gelb leuchteten. Im zweiten Bericht sind viele davon nun rot. Aus den Ausführungen geht hervor, dass nach wie vor die Entrauchungsanlage und vor allem das Zusammenspiel der Sicherheitssysteme die größten Schwierigkeiten bereiten.

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