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Weltberühmt. Das Berghain existiert seit 2004 im alten Heizkraftwerk am Ostbahnhof. 2009 wurde es noch zum besten Club der Welt gewählt, nach Platz 6 im Vorjahr folgte nun der Sturz auf Platz 13. Foto: pa/dpa

© picture alliance / dpa

Berlin: Berghain immer unbeliebter

Der Technoclub gehört nicht länger zu den Top Ten der Welt. Das könnte aber durchaus von Vorteil sein.

Das Berghain steigt ab, wird immer unbeliebter. So zumindest liest sich die aktuelle Liste der 100 Topclubs, die die britische Zeitschrift „DJMag“ jährlich veröffentlicht. Noch 2009 führte das Berghain die Rangfolge an – inzwischen ist der Klub auf Platz 13 gerutscht.

Und das hat so seine Gründe: Denn das Szenemagazin hat vor einiger Zeit sein Abstimmungsverfahren verändert. Vor drei Jahren, als das Berghain siegte, entschied die Redaktion, welcher Klub es an die Spitze der internationalen Liste schaffte. Inzwischen sind die Leser gefragt. In einer Internetabstimmung wählten dieses Jahr 160 000 Menschen ihre Lieblingsdisko.

Die Folge ist diese: Die Rangliste sagt nicht mehr zwingend etwas aus über die Qualität eines Klubs, sie spiegelt vielmehr dessen Größe und internationale Bekanntheit wider. „Die Klubs, die am massenkompatibelsten sind, stehen jetzt ganz vorne“, sagt Sascha Bauer vom Magazin. Entsprechend wurde das „Space“ zum Sieger gekürt – einer der größten Klubs auf Ibiza. Dort tanzen an einem Abend tausende Menschen. Und um jeden zufriedenzustellen, reicht das Angebot von der Oldie-Disko bis zum Hip-Hop-Saal. Wie groß die Anhängerschaft ist, zeigt bereits ein Blick auf Facebook: Während die Seite des Berghain rund 50 000 Fans hat, bekennt sich zum Space – eine halbe Million.

Lutz Leichsenring von der Berliner Clubcommission betrachtet die Umfrage mit Skepsis. „Als Klubgänger sage ich: Das Berghain hat nicht an Glanz verloren.“ Seiner Meinung nach hängt die Qualität des Klubs, der im Jahr 2004 in einem alten Heizkraftwerk am Ostbahnhof eröffnete, auch von dessen Umfeld ab. „Die Berliner Klubszene hat die größte Vielfalt weltweit, mit Leuchttürmen wie dem Watergate, dem Tresor, dem Berghain – in der Bündelung findet man das in keiner anderen Stadt.“ Außerdem sei Berlin experimenteller als andere Städte. Ein Klub wie das Berghain könne sich auch ausgefallenere Inhalte leisten. Zum Beispiel gastierte dort die Konzertreihe Yellow Lounge, bei der im Klub klassische Musik gespielt wird. Im vergangenen Jahr stellte ein Klangkünstler im Berghain sein Werk „One Pig“ vor – Musik, die aus den Lauten eines Mastschweins besteht.

Der Abstieg in der Rangfolge kann dem Berghain sogar guttun, glaubt Leichsenring. „Wir wollen ja gar keine Mainstream-Touristen in Berlin haben, die wegen eines Rankings herkommen.“ Selbst Bauer vom „DJMag“ sagt: „Das ist wie mit einem Horoskop: Wenn was Gutes drinsteht, freut man sich. Wenn nicht, ist es egal. Die im Berghain machen eh ihr eigenes Ding.“

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