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Berlin: Bergung des Bombers gestoppt

Ein 1944 abgeschossenes Kriegsflugzeug steckt im Schlamm, die Arbeiten werden immer teurer: Von 100 000 Euro ist die Rede

Treuenbrietzen – Die von Historikern und Heimatforschern gewünschte Bergung eines bei Treuenbrietzen entdeckten Flugzeugwracks aus dem Zweiten Weltkrieg könnte am Geld scheitern. „Diese Aufgabe überschreitet unsere finanziellen Möglichkeiten“, sagte Bürgermeister Michael Knape. Fachleute schätzen die Kosten auf weit mehr als 100 000 Euro. In dieser Rechnung stecken vor allem Ausgaben für die Entsorgung des verseuchten Wassers in der rund 400 Quadratmeter großen Grube. Es muss in Spezialbehälter gepumpt und dann fachgerecht gereinigt werden. Beim Absturz des britischen Bombers vom Typ „Lancaster“ am 24. März 1944 am Rande von Treuenbrietzen waren offenbar große Mengen an Kerosin und Öl ausgetreten. Die Arbeiten wurden vorerst gestoppt. Der Bürgermeister hofft auf finanzielle Unterstützung des Landkreises.

„Bislang können wir froh sein, dass die am Fundort tätige Baufirma den Schlamm über dem von ihr entdeckten Wrack noch auf ihre Kosten abträgt“, sagt Wolfgang Ucksche, Heimatchronist und Angestellter der Stadtverwaltung. „Doch sie arbeitet natürlich nur so lange, bis sie ihren geplanten Strommasten aufstellen kann.“ Wie berichtet, war die Firma Mitte der Woche zufällig auf das Wrack der Maschine mit einer Flügelspannweite von 32 Metern gestoßen.

Von der siebenköpfigen Besatzung überlebte nur ein Soldat, der vor zwei Jahren in seiner englischen Heimat verstorben ist. Die Toten fanden ihre letzte Ruhe auf dem Militärfriedhof in Berlin, nachdem sie nach dem Absturz zunächst in Treuenbrietzen ein Grab gefunden hatten.

Wie Recherchen ergaben, war der Bomber an einem der größten Bombardements Berlins beteiligt. 811 Maschinen hatten Mitte März 1944 Kurs auf Berlin genommen. Deutsche Kampfflugzeuge und Flak-Stellungen schossen 71 Bomber ab. Die jetzt entdeckte „Lancaster“ wurde entweder auf dem Hin- oder dem Rückflug getroffen und stürzte ab.

Möglicherweise fällt der Fund in die Kategorie „Bodendenkmal“. Diese unterliegen laut Gesetz dem „besonderen Schutz vor Zerstörung durch unsachgemäße Bergung oder Plünderung“. Priorität genieße ihre Erhaltung. Allerdings ist eine Ausgrabung ohne Erlaubnis der Denkmalfachbehörde unzulässig. In Treuenbrietzen wurde die Unterrichtung der für den Denkmalschutz zuständigen Gremien in der Aufregung aber vergessen.

Bürgermeister Knape hat Kontakt zu seinem Amtskollegen in Oranienburg aufgenommen. Dort gehört die Bergung und Entschärfung von Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg schon zum alltäglichen Geschäft. „Vielleicht kann er mit Hinweisen auf Finanzierungsquellen helfen“, sagte Knape.

Immerhin gibt es schon einen Interessenten für das Wrack. Ein historischer Militärverein aus dem benachbarten Ort, „Altes Lager“, möchte die Maschine gerne ausstellen. Falls sich kein Geldgeber findet, dürfte es bei wenigen Teilen bleiben.

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