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Das mini Regierungsviertel im Loxx am Alex.

© picture alliance / dpa

Berlin-Alexanderplatz: Modellbahn Loxx macht dicht und wird versteigert

Die Miniaturwelt "Loxx" im Alexa muss schließen und steht jetzt bei Ebay zur Auktion bereit – „Sofortkaufpreis: 749.000 Euro“.

Immer Ärger mit den Berliner Flughäfen. Vor wenigen Jahren erst ist einer fertig geworden, funktionierte prima – und wird schon wieder geschlossen. Parallel werden fast 1.000 Gebäude und 45.000 Bäume verschwinden, und etwa 50.000 kleine Berliner verlieren ihre Heimat.

Das alles gilt aber nur in kleinem Rahmen: Obwohl es an Publikum auch weiterhin nicht mangelt, wird die Miniaturwelt Loxx im Alexa, das Berliner Pendant zum Hamburger „Miniatur Wunderland“, zum 31. August geschlossen und dann auf Ebay versteigert. Die Freunde kleiner Welten müssen sich dennoch nicht sorgen: Noch gibt es die Bausteinmodelle im Lego Discovery Center im Sony-Komplex am Potsdamer Platz. Und schon am Freitag wird im Sockelbau des Fernsehturms eine neue Miniaturwelt vorgestellt und tags darauf eröffnet: die „Little Big City“.

Das Loxx ist ein Paradies für Hobbybastler

Seit 2004 bietet das Loxx am Alexanderplatz Kindern, Eltern, Großeltern und Hobbybastlern eine Möglichkeit, dem Alltag für ein paar Stunden in eine Liliputwelt zu entfliehen. Aus einer Idee des Initiators Stefan Göddeke entstand mit 70 Mitarbeitern die ursprünglich 600 Quadratmeter große Anlage. Heute ist der Berlin-Nachbau um ein Drittel gewachsen, hat eine Million Besucher empfangen und zeigt nicht nur bekannte Sehenswürdigkeiten im Maßstab 1:80 wie den Fernsehturm oder Teile des Regierungsviertels, sondern lässt den Besucher auch in Traumwelten eintauchen, einen Märchenwald etwa oder eben einen nagelneuen fertigen Flughafen.

Die drittgrößte Modellbahn der Welt

Doch seine Tage sind gezählt. Es habe Probleme mit der Verlängerung des Mietvertrages im Alexa gegeben, deutet Jörg Wreh, Leiter des Loxx, an. Diese müssen offenbar so arg gewesen sein, dass beschlossen wurde, den Betrieb komplett einzustellen. Die Anlange mit ihrer vier Kilometer langen Bahnstrecke samt dem Berliner Stadtbild wird auf Ebay versteigert – mit am Dienstag 350 Beobachtern, das ist vielleicht nicht ganz so viel, wie man angesichts der Popularität des Loxx erwarten könnte. Es mag aber auch am Preis liegen: Ein „Sofortkaufpreis“ von 749.000 Euro ist nicht wirklich interessant für Otto Normalverbraucher.

Die Vorbereitungsarbeiten für die Eröffnung von "Little Big City" laufen.
Die Vorbereitungsarbeiten für die Eröffnung von "Little Big City" laufen.

© dpa

Schon eher für Investoren oder Liebhaber, die gedenken, einen solchen Betrieb weiterzuführen. Oder auch für einen Wohlhabenden mit dem Verlangen, ein kleines großes Stück Berlin zu Hause zu haben. Der Preis scheint nicht ganz ungerechtfertigt zu sein: 500 Arbeitsstunden zum Abbau der riesigen Anlage mit etwa 170.000 Metern Kabel sind mit inbegriffen. Auch die 30 Computer, die zur Steuerung der Anlage notwendig sind, gibt es dazu.

Jörg Wreh, der dem nahenden Ende mit Wehmut entgegenblickt, ist fast seit Anfang an dabei. Begonnen hat er als Elektriker. „Ich hatte schnell begonnen, mich unter den vielen netten Menschen wohlzufühlen“. Ihm bedeutet es sehr viel, so etwas Großes im Team erschaffen zu haben. Man spürt, wie eng er mit seinen Freunden und Mitarbeitern zusammengearbeitet hat. „Für mich ist auch eine kleine Familie weggebrochen.“ Noch immer erzählt er euphorisch von seiner Eisenbahnwelt. Nur über die Hintergründe der Schließung und mögliche finanzielle Probleme sind ihm nur Andeutungen zu entlocken.

Zwei Monate lang wird es nun also zwei Miniaturwelten in Berlin geben. „Little Big City“ wird nicht nur um einiges teurer, doch auch moderner sein. Die neue Berlin-Attraktion kommt mit eigenem Twitter-, Facebook- und Instagram-Account daher und will sehr lebendig das aktuelle Berlinbild wie auch wichtige Abschnitte der deutschen Geschichte zeigen, samt Kriegsende und Mauerfall. Ein kleines Stück Berlin bricht weg, ein neues kommt hinzu. So gibt es immerhin für Liebhaber kleiner Welten auch weiterhin genügend Ersatz.

Bis zum 31. August kann man das Loxx besichtigen

Und für einige Wochen ist das Loxx ja noch da, auch hat man noch sechs Tage die Möglichkeit, fleißig mitzubieten – sofern hinreichend Platz und das nötige Kleingeld vorhanden sind. Und dann wäre da noch zu klären, wie der Käufer die Miniaturwelt, die eben doch nicht ganz so mini ist, nach Hause bekommt? Die Lieferung ist nicht im Preis enthalten.

Nils Hagemann

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