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Buh. Wenn das "Dungeon" entsprechendes Personal sucht, könnte ich ein Blick auf Berlins Kinderfeste lohnen. Dort gibt es einige Talente, die Spaß am Erschrecken haben.

© dpa/dpaweb

Berlin bekommt ein Gruselverlies: Schreck, lass nach

In der Nähe des Hackeschen Markts sollen Besucher das Fürchten lernen. 15 Millionen Euro will eine Firma investieren. Und was sagt das Gruselkabinett dazu?

Schaurige Gestalten, die durch dunkle Gänge huschen, Skelette, die mit Ketten rasseln, das Ganze kombiniert mit ein wenig dunkler Geschichte: Das alles soll es ab Frühling 2013 in Berlin geben. Die Merlin Entertainments Group will an der Spandauer Straße in Mitte 15 Millionen Euro investieren und im Herbst mit den Bauarbeiten beginnen. „Wir warten nur noch auf die Baugenehmigung“, sagt Firmensprecherin Nina-Kristin Zerbe.

Das Dungeon – das englische Wort bedeutet übersetzt so viel wie „Verlies“ – ist eine Art gruselige Geschichtsshow, eine Mischung aus historischen Schauergeschichten, Showeinlagen und Fahrgeschäft. Das erste Dungeon eröffnete im Jahr 1975 in London, inzwischen gibt es Betriebe in Edinburgh, Amsterdam und Hamburg, acht Städte sind es insgesamt. Überall schlüpfen professionelle Schauspieler in die Rollen historischer Persönlichkeiten und führen Besucher durch die Geschichte der jeweiligen Stadt, gruselige Showeinlagen inklusive.

In Berlin soll das Dungeon in ein leer stehendes Gebäude in der Spandauer Straße 2 ziehen. Das Haus gehört der WBM Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte mbH, 2500 Quadratmeter stellt das Unternehmen für die Gruselshow zur Verfügung. „Wir wollten etwas, das in die Gegend passt“, sagt WBM-Sprecherin Steffi Pianka. „Das Dungeon ist Touristenattraktion und Entertainment zugleich.“

Auf den ersten Blick steht das Dungeon in direkter Konkurrenz zum Berliner Gruselkabinett am Anhalter Bahnhof in Kreuzberg. In einem ehemaligen Luftschutzbunker hat Marlit Friedland ihre Horrorshow errichtet. Wer sie besucht, kann sich auf drei Etagen gruseln und erschrecken lassen. Fünf Erschrecker treiben hier ihr Unwesen, darunter Studenten, Teilzeitkräfte, aber nur ein einziger fester Hausgeist – „Deutschland einziger Vollzeitgeist“, wie Friedland sagt.

Für Friedland gibt es keinen besseren Ort für ihr Gruselkabinett: die Atmosphäre des Bunkers sei duster, miefig und damit „der ideale Nährboden für ungewöhnliche Geisterbegegnungen“.

Die Idee dazu kam Friedland in einem Vergnügungspark in Spanien. Die gelernte Handwerksmeisterin wollte das auch: Leuten eine Gänsehaut machen und nebenbei ein bisschen Geschichte vermitteln. 1995 mietete sie den ehemaligen Luftschutzbunker am Anhalter Bahnhof, zwei Jahre später feierte das Gruselkabinett Eröffnung. Der Hausgeist war von Anfang an dabei. Wie viele Besucher jährlich zu ihr kommen, verrät sie nicht.

Die Pläne der Merlin Entertainments Group überraschen Friedland nach eigener Aussage nicht. Sie habe schon vor zwei Jahren davon gehört, sagt sie, man kenne sich in der Branche. Als Konkurrenz nimmt sie das Dungeon jedoch nicht wahr, eher sieht sie darin eine weitere Attraktion für Berlin. „Das Dungeon ist schon immer etwas anderes als unser Gruselkabinett gewesen“, sagt sie. Schon aufgrund der höheren Eintrittspreise will sie im Dungeon keine Gefahr für ihr Gruselkabinett erkennen. Im Hamburger Dungeon zahlen Kinder 19 Euro, Erwachsene 23 Euro – im Gruselkabinett sind es 6,50 Euro beziehungsweise 9,50 Euro.

Wie unheimlich. Seit den 90ern gibt es im ehemaligen Luftschutzbunker am Anhalter Bahnhof das "Gruselkabinett". Die Macher fürchten keine Konkurrenz.
Wie unheimlich. Seit den 90ern gibt es im ehemaligen Luftschutzbunker am Anhalter Bahnhof das "Gruselkabinett". Die Macher fürchten keine Konkurrenz.

© Doris Spiekermann-Klaas

Auch Zerbe möchte nicht von Konkurrenz sprechen, ein typisches Gruselkabinett sei das Dungeon nicht. „Hier geht es nicht ums Erschrecken“, sagt sie, „einfach nur ,Buh’, das sind wir nicht.“ Besucher sollen etwas über die Geschichte Berlins lernen. Ganz ohne Nervenkitzel geht es aber nicht. „Man weiß nie, was auf einen zukommt“, sagt Zerbe.

Was genau den Besucher im neuen Berliner Dungeon erwartet, will Zerbe noch nicht verraten. Nur so viel: Genau wie die bereits bestehenden Betriebe wird auch das Dungeon in der Spandauer Straße als Rundgang angelegt sein. Insgesamt soll es neun Räume mit verschiedenen Shows und Spezialeffekten geben. In jedem spielen Schauspieler ein Stück dunkler Berliner Geschichte nach. Die Reise führt vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Was der Gruselspaß kosten wird, konnte Zerbe noch nicht sagen.

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