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Berlin-Besucher: Liberale fordern besseres Tourismus-Management

Bei einer Diskussionsrunde in der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung ist man sich einig: Berlin braucht den Tourismus - aber auch bessere Maßnahmen gegen Lärm und Schmutz.

Schon der Ort für die Podiumsdiskussion war mit Bedacht gewählt: Ausgerechnet auf ein Hostelschiff nahe der Oberbaumbrücke lud die Friedrich-Naumann-Stiftung um über Tourismus in Friedrichshain-Kreuzberg zu diskutieren. „Fluch oder Segen?“ lautete die Frage und zumindest in diesem Punkte herrschte Einigkeit auf dem Podium. „Wir sind froh, dass so viele Touristen nach Berlin kommen“, lautete der einhellige Tenor. Selbst Florian Schärdel, der für die Grünen im Stadtplanungsausschuss Friedrichshain-Kreuzberg sitzt, betonte mehrfach: „Ich bin kein Touristenfeind.“ Ende Februar hatte Schärdel mit einer Veranstaltung im Wrangelkiez, die unter dem Motto „Hilfe, die Touris kommen!“ lief, eine Debatte angestoßen, bei der sich die Wut der Anwohner über die anschwellende Touristenflut entladen hatte.

Wutbürger waren nicht an Bord des schwimmenden Hostel. Vielmehr wurde differenziert darüber diskutiert, wie man Lärm und Müll reduzieren könnte. „Gesetze gibt es genug, nur das Ordnungsamt muss einschreiten“, sagte Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des Berliner Hotel- und Gaststättenverbands. Für Schärdel hingegen sind solche Probleme nur zweitrangig. Er plädierte für einen „nachhaltigen Großstadttourismus“. Denn Tourismus verändere die Stadt, Preise und Mieten stiegen. „Wenn aber alles so aussieht wie in der Oranienburger Straße, kommen keine Touristen mehr.“ Daher fordert Schärdel, von Übernachtungsgästen eine City Tax zu erheben, die der Kultur im Kiez zugute kommen soll. Lengfelder schien der Idee nicht abgeneigt, „solange die Hoteliers die Kosten nicht allein tragen.“

Gumbert Salonek, FDP-Bezirkspolitiker in Friedrichshain-Kreuzberg, hält von so einer Bettensteuer nichts. Der Stadtführer warnte vor einer latenten „Fremdenfeindlichkeit“ in der Debatte. Man dürfe Touristen nicht verschrecken. Gerhard Buchholz von der Tourismus-Agentur Visit Berlin stimmte zu. Mit neun Milliarden Umsatz pro Jahr und 230 000 Arbeitsplätzen sei der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Schlechte Nachrichten wie im Februar seien da fatal. Einem Anwohner war das egal. „Ich komme mir vor wie im Zoo“, schimpfte er und sah sich bestätigt, als auf der Spree mehrere Partyschiffe vorbeizogen. Eine Dame aus dem Publikum beschwichtigte: „Das sind keine Touristen, die feiern doch nur den Christopher-Street-Day.“

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