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Er kann nichts dafür. Es liegt an Frauchen oder Herrchen.

© dpa

Überall Hundehaufen: Berlin-Besucher, pass auf, wo du hintrittst!

Touristen und prominente Gäste wundern sich über das anhaltende Hundekotproblem in Berlin.

Berlin und seine Hundehaufen: Das Thema beschäftigt die Stadt – am Mittwoch, wie berichtet, sogar in einer international besetzten Fachkonferenz – und nicht nur sie. Denn sowohl prominente als auch nicht prominente Gäste und Wahl-Berliner fragen sich immer wieder, warum die deutsche Hauptstadt das Problem einfach nicht in den Griff bekommt. In internationalen Foren und Blogs ist der typische Berliner Hundedreck längst ein Thema. Zum Beispiel auf www.virtualtourist.com, wo User „Miromi“ vor Tretminen warnt: In Berlin gebe es unfassbar viele Hundehaufen, und zwar von beeindruckender Größe. „So watch your step“, lautet das Fazit, pass auf, wo du hintrittst.

Ähnlich sehen das die Betreiber von www.realeyz.tv. In ihrem Berlin-Tagebuch bezeichnen sie die Haufen auf den Straßen als „bizarr groß – als würden sie von einem Pferd mittlerer Größe oder einem Pony stammen“. Alexander Whillas aus London prangert in seinem Blog das Problem ebenfalls an: „Hundescheiße. Sie ist verdammt noch mal überall. Ich habe so was noch nirgendwo sonst erlebt (nicht mal in Ost-Timor!).“ Und auch beim britischen Wahl-Berliner Mark Espiner zieht die deutsche Hauptstadt im Vergleich zu seiner Heimatstadt London den Kürzeren. „Es mag ganze Gangs von Kampfhunden in London geben, aber sogar ihre messerfuchtelnden Herrchen scheinen den Dreck wegzumachen“, schrieb er in seiner Kolumne für Tagesspiegel.de.

Ein Hundehaufen war es auch, der Sänger Rufus Wainwright einst einen Jahreswechsel in Berlin vermasselte. In seinem Hotelzimmer stank es nachts bestialisch. Den Grund dafür fand Wainwright bald heraus: Er war in Hundescheiße getreten. In „Berliner Hundescheiße“, wie der Autor eines Artikels im Feuilleton der nicht immer berlinfreundlichen „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ betonte, so als würde es sich dabei um ein besonderes Qualitätsmerkmal handeln. Rufus Wainwright ist seither trotzdem mehrfach wiedergekommen, hat hier ein Album aufgenommen und am Berliner Ensemble gespielt.

Auch Fran Healy, Sänger der schottischen Rockband Travis, tat als Wahl-Berliner zu Hundekot seine Meinung deutlich kund. Im Interview mit dem Magazin „030“ sagte Healy: „Ich hasse nichts auf der Welt mehr als Hundescheiße. Davon scheint es hier eine ganze Menge zu geben.“ Alle anderen Großstädte auf der Welt hätten dieses Problem längst in den Griff bekommen. „Ich verstehe nicht ganz, warum das hier bisher nicht geklappt hat.“

An mangelnden Hinweisen auf das Problem kann es jedenfalls nicht liegen. Schon 1980 sang Ideal-Frontfrau Annette Humpe in ihrer Liebeserklärung an die Stadt: „Auf dem Gehweg Hundekot, ich trink’ Kaffee im Morgenrot.“ Zwanzig Jahre später wiesen die Ärzte in „Ein Sommer nur für mich“ erneut darauf hin: „Alle wollen ins Schwimmbad gehen, barfuß auf der Wiese stehen, mit einem Fuß im Hundehaufen.“ Und auch Peter Fox fiel zu den Unmengen Hundekot in seinem Hit „Schwarz zu blau“ etwas ein: „Und überall liegt Scheiße, man muss eigentlich schweben.“ Der Autor Thomas Stechert gewinnt den vielen Kothaufen auf Berlins Straßen Identitätsstiftendes ab: In seinem soeben erschienenen Buch „111 Gründe Berlin zu lieben“ führt er sie explizit als Wiedererkennungsmerkmal auf: „Weil der Geruch von Hundescheiße auch Heimat bedeuten kann.“ Stechert wuchs übrigens in Wedding auf.

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