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BERLIN Bücher: Friedenau erzählt: 1871 bis 1945

Jetzt ist eines der spannendsten Berliner Buchprojekte komplett. Drei Lesebücher über die Geschichte von Friedenau zwischen der Gründerzeit ab 1871 und dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat die Edition „Friedenauer Brücke“ unter dem Motto „Friedenau erzählt“ nach und nach herausgebracht.

Jetzt ist eines der spannendsten Berliner Buchprojekte komplett. Drei Lesebücher über die Geschichte von Friedenau zwischen der Gründerzeit ab 1871 und dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat die Edition „Friedenauer Brücke“ unter dem Motto „Friedenau erzählt“ nach und nach herausgebracht. Die Bände Nummer 1 und 2, die bereits in den vergangenen Jahren erschienen, umfassen die Zeitabschnitte von 1871 bis 1914 sowie von 1914 bis 1933. Der in diesen Tagen veröffentlichte dritte Band dokumentiert nun die Naziherrschaft von 1933 bis 1945.

Das Trio enthält keine Geschichtsabhandlungen, sondern vielfältige Texte, die man wie ein historisches Kaleidoskop auf sich wirken lassen kann. So findet man auch im letzten Buch der Reihe über die Hitler-Jahre mehr als 80 Texte aus Lokalblättern, persönlichen Erinnerungen und literarischen Schriften. Sie fügen sich zu einem Gesamtbild zusammen – eindrucksvoll nicht nur für Friedenauer.

Hildegard Knef erzählt von den Kaufmanns, einem jüdischen Paar in der Nähe ihres Wohnhauses an der Varziner Straße. Er wurde von der Gestapo abgeholt, sie flüchtete aufs Dach und stürzte herunter. Zuvor hatten die Kaufmanns bei Festen die Hakenkreuzfahne aus dem Fenster gehängt, weil sie dachten, „das würde was nützen.“ Dokumentiert ist auch der Brief des jüdischen Malers Ludwig Meidner aus der Rheinstraße an „arische“ Nachbarn. Er bittet darum, dass die Kinder beider Familien zusammen spielen dürfen. Es sind Geschichten, die nahegehen – von der Normalität des Schreckens, vom Untertauchen in Berlin, der „Stunde Null“ und den Nachkriegswirren.

Die Herausgeber der Reihe, Evelyn Weissberg und Hermann Ebling, sind ganz und gar auf Friedenau verlegt: Sie sind dort seit 30 Jahren zu Hause. Fast ebenso lang sammeln sie Postkarten, Schriftstücke und Lebensgeschichten aus ihrem Stadtteil.Christoph Stollowsky

Berlin-Friedenau 1933 – 1945. Ein Lesebuch. Edition Friedenauer Brücke, 384 Seiten mit ausführlichen Anmerkungen. 29 Euro. Auch die zwei ersten Bände der Reihe sind noch erhältlich.

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