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Eingerüstetes, historisches Ensemble Kant-Garagen in der Kantstraße in Berlin-Charlottenburg.

© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Neue Ideen für alte Kant-Garagen

Die denkmalgeschützte Hochgarage an der Charlottenburger Kantstraße könnte ein Zentrum für die Mobilität der Zukunft werden. Doch über die Details sind sich nicht alle Beteiligten einig.

Kunstgalerien, eine Art Markthalle mit Läden und Cafés, Büros für Start-Up-Firmen und Ausstellungen zur Zukunft des Automobils gehören zu den Ideen des Immobilienunternehmers Dirk Gädeke und der Architektin Johanne Nalbach für die Kant-Garagen in der Kantstraße. Anfang 2016 hatte Gädeke das 87 Jahre alte Baudenkmal vom Vorbesitzer Christian Pepper gekauft. Nebenan möchte er ein Hotel mit 63 Zimmern errichten, wartet aber seit mehr als einem Jahr auf die Baugenehmigung. Ein Diskussionsabend am Donnerstag zeigte nun, dass Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) eigene Ziele verfolgt.

Der Stadtrat will die Hochgarage zum Zentrum für „Neue Mobilität“ machen. Für junge Unternehmen in den geplanten Büros strebt er eine entsprechende „inhaltliche Fixierung“ an, hält eine „europaweite Netzwerkbildung“ für möglich und verhandelt mit der Technologiestiftung Berlin über deren Beteiligung.

In eine ähnliche Richtung denkt die „Initiative zur Erhaltung des Kantgaragenpalastes“ um Andreas Barz. Die Bürgerinitiative war entstanden, als unter dem damaligen Eigentümer Pepper noch der Abriss drohte und hatte nun zu der Diskussion eingeladen.

Die Autoindustrie zieht noch nicht mit

Gädeke sieht gar keinen Dissens: „Bei mir rennen Sie offene Türen ein.“ Nur sei es ihm leider bisher nicht gelungen, einen Partner aus der Automobilindustrie zu finden. Dem Baustadtrat warf er vor: „Sie reden mit allen, nur nicht mit mir.“ Ohne Einnahmen könne er die Kosten für die derzeit leer stehenden Kant-Garagen nicht mehr lange decken: „Die Zeit läuft davon.“

Ein „Schlüsselbau der europäischen Mobilitätsgeschichte“

In einem schriftlichen Appell betont die Bürgerinitiative, das „Verkehrsbauwerk der Neuen Sachlichkeit“ sei ein „nahezu unverändert erhaltener Schlüsselbau der europäischen Mobilitätsgeschichte“ und weltweit eine der letzten historischen Hochgaragen. Außergewöhnlich seien die „kühne Stahlbetonkonstruktion“, die Fahrzeugboxen mit Gliederschiebetoren der Tempelhofer Firma Heinrichs sowie die Rampen in Form einer Doppelhelix, die es ermöglichen, dass sich auf- und abwärts fahrende Autos nicht begegnen.

Außerdem handele es sich um das letzte verbliebene Bauwerk des Architekten Hermann Herrey-Zweigenthal in Deutschland. Noch dazu sei das Baudenkmal ein „Zeugnis von Unrecht und Vertreibung, da sowohl die Architekten als auch der Eigentümer der Hochgarage, Louis Serlin, vor den Nationalsozialisten fliehen mussten“.

Mit einer Umgestaltung in ein „Büro-Galerie-Foodstore-Penthouse“ würden alle diese Besonderheiten „ad absurdum geführt“. Andererseits könne man das neue Penthouse, das Gädeke für sich und seine Frau auf dem Dach plant, noch am ehesten als „denkmalverträglich“ einstufen – nämlich als Ersatz für das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Wohnhaus des damaligen Eigentümers neben der Garage.

Architektin will möglichst viel vom Altbau erhalten

Auf Forderungen nach einer Machbarkeitsstudie antwortete Gädeke, er habe längst diverse Untersuchungen machen lassen. Architektin Nalbach betonte, sie werde „so viel wie möglich“ von der originalen Bausubstanz erhalten, „wir kämpfen um jedes Stück“. Zur Kantstraße hin werde die Fassade denkmalgerecht saniert. Die einzige geplante Veränderung bestehe darin, dass man unten den großen Einfahrtsbereich schließe beziehungsweise zum normalen Eingang umbaue. Die noch marodere Gebäudeverkleidung auf der Rückseite sei allerdings nicht zu retten; sie werde durch eine gleichartige neue Fassade ersetzt.

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