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Berlin: Berlin ebnet den Weg für Touristen im Rollstuhl

Immer mehr Behinderte können die Stadt auf eigene Faust erkunden Vor allem aus dem Ausland hören Experten viel Lob

Noch immer gibt es viele Hindernisse auf den Straßen und in den Häusern der Stadt. Und auch nicht alle U-Bahnhöfe sind behindertengerecht mit Fahrstuhl ausgestattet – im Vergleich zu anderen Großstädten wie London oder Paris jedoch ist Berlin vorbildlich, sagt der Behindertenbeauftragte des Landes Berlin, Martin Marquard. „Ich höre viel Positives von Leuten aus dem Ausland.“

Auch auf der ITB nimmt die Tourismus-Industrie für Behinderte immer größeren Platz ein. Die Zahl der Aussteller zum Beispiel ist von zwölf im vergangenen Jahr auf 22 in diesem Jahr gestiegen. Viele Reiseagenturen, die sich auf die Bedürfnisse Behinderter spezialisieren, zeigen hier ihr Programm. Auch die Hauptstadt ist ein beliebtes Reiseziel. „In Berlin wird allerdings viel auf eigene Faust erkundet“, sagt Susan Kalb von Grabo-Tours-Service. Geführte Reisen in der Gruppe seien weniger gefragt.

Für Behinderte, die ihre Reise nach Berlin selbst zusammenstellen wollen, gibt es viele Angebote. Mitarbeiter des Projektes Albatros zum Beispiel haben seit Anfang der 90er Jahre 14 000 öffentliche Gebäude unter die Lupe genommen und die empfehlenswerten auf der Internetseite www.mobidat.net zusammengestellt.

„Rollstuhlfahrer haben genau zu dem Zugang, zu dem jeder andere auch Zugang hat“, sagt Maria Große-Böckmann vom Jüdischen Museum. Das macht sich auch im Stadtbild bemerkbar. Etwa 80 Prozent der S-Bahnhöfe sind barrierefrei, die BVG rüstet ihren Fuhrpark zunehmend mit Niederflurbussen auf und in öffentlich zugänglichen Neubauten ist Barrierefreiheit in den Baunormen vorgeschrieben.

Tiefhängende Telefone, Blindenleitsysteme oder Schaltflächen in Braille-Schrift gehören längst zum Alltag. „In Berlin ist viel gemacht worden“, sagt Carsten Müller von der gleichnamigen Reiseagentur. Reichstag, Potsdamer Platz, Checkpoint Charlie – all die bekannten Touristenziele seien für Menschen mit Behinderungen gut zu erreichen, meint auch Susan Kalb.

Zu tun gibt es aber auch in der Hauptstadt noch einiges. Durch viele Kieze kämen Behinderte oft nur im Bus. Die Gehwege in vielen ehemaligen Ost-Bezirken machen Behinderten ein eigenständiges Vorankommen schwer. Berlins Behindertenbeauftragter Marquard sieht auch in anderen Bereichen noch Probleme: „Viele Baustellen sind nicht so hergerichtet, wie sie sein sollten.“ So fehlten etwa Rampen für Rollstuhlfahrer.

Laut Bruno Walter von Tiscover hätten Behinderte auch erkannt, „dass sie eine attraktive Kundenschicht darstellen“. Sie seien deshalb deutlich selbstbewusster geworden. Walters Firma bietet Internetportale für Hotels an. Oft fängt der Urlaub mit einem Klick ins Netz an. Hier stoßen Sehbehinderte auf die ersten Barrieren. Auch die IT-Branche hat das allerdings erkannt. Und so wird mit größerer Schrift und mit akustischen Mitteln versucht, auch diese Barrieren zu überwinden.

Matthias Jekosch

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