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Berlin: Hertha-Torwart soll Vizechef der CDU werden

Die Berliner CDU möchte den Torwart von Hertha BSC, Christian Fiedler zum stellvertretenden Landesvorsitzenden wählen. Der gebürtige Berliner war bislang noch nicht politisch aktiv.

Berlin (27.05.2005, 14:49 Uhr) - Wenn man herkömmliche Fußball-Taktik zu Grunde legt, ist der Schritt der Berliner CDU ungewöhnlich. Die Christdemokraten wollen den Torwart von Hertha BSC, Christian Fiedler, zum stellvertretenden Landesvorsitzenden wählen. Eine Verstärkung der Abwehr durch eine Defensiv-Kraft also, die der Landesparteitag an diesem Samstag beschließen soll. Dabei plant die CDU derzeit eigentlich die Offensive - im Herbst gegen Kanzler Gerhard Schröder und 2006 der Ansturm auf das Amt des Berliner SPD- Bürgermeisters Klaus Wowereit. Kein Widerspruch, sagt ein Sprecher. Eine starke Defensive sei die Voraussetzung für einen gelungenen Angriff.

Für die Partei und die Berliner kam der Vorschlag des designierten Landesvorsitzenden Ingo Schmitt trotzdem überraschend. Torwart Fiedler (30) ist in der Union bisher nicht aufgefallen. Schließlich war der gebürtige Berliner bisher auch nicht CDU- Mitglied. Das sollte aber noch an diesem Freitag geändert werden. Am letzten Tag vor dem Parteitag wollte der CDU-Kreisverband Spandau den Fußballer in die Partei aufnehmen.

Der künftige Berliner CDU-Chef und jetzige Europaabgeordnete Schmitt sieht die Qualitäten Fiedlers denn auch vorrangig in seinem Sachverstand als externer Kandidat in sportpolitischen Fragen. Weiteres Engagement für die Partei ist auf einem der sieben Stellvertreterposten auch nicht zwingend gefragt. Das war dem Politik-Neuling Fiedler schon im Vorfeld besonders wichtig.

Ehrlich gestand der Vater zweier Kinder in einem Zeitungsinterview, dass er keine politische Karriere anstrebe. Im Gegenteil: Besonders wichtig sei ihm bei seiner Zusage gewesen, «dass sich an meinen Leben nicht viel ändert, dass ich zu nichts verpflichtet bin». Und: «Ich werde die CDU gern repräsentieren, aber Sie werden mich nicht an irgendwelchen Debatten teilnehmen sehen.»

Die Zustimmung der Delegierten wird ihm trotz dieser eher unpolitischen Haltung kaum verwehrt bleiben. Zum einen zeigt sich Fiedler als prototypischer Ur-Berliner, der an seiner Stadt hängt. Er wurde in Berlin geboren, ist dort aufgewachsen und geblieben. In seinem ganzen Leben spielte er nur für zwei Vereine, den Lichtenrader BC und seit 1990 für Hertha.

Zudem ist die Verbundenheit zwischen Politik und Berlins Verein Hertha schon immer innig. Clubmitglieder sind etwa Ex- Bundespräsident Johannes Rau, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (alle SPD). Noch häufiger als Wowereit ließ sich allerdings sein CDU-Amtsvorgänger Eberhard Diepgen im Olympiastadion sehen, der ebenfalls Hertha- Mitglied ist.

Neben dem erwünschten Werbe-Effekt spekuliert die CDU mit Blick auf die Landes-Wahlen 2006 möglicherweise aber auch darauf, dass die Torwart-Karriere Vorbild sein könne für einen Machtwechsel. Jahrelang hielt Fiedler auch als Ersatzspieler treu zu seiner Mannschaft. Er wartete auf seine Chance - und es lohnte sich. Vor einem Jahr gelang ihm der endgültige Durchbruch - inzwischen ist er die unumstrittene Nummer Eins. Auch für Hertha war die Saison erfolgreich. Der Berliner Verein wurde vierter der Bundesliga, verpasste damit aber knapp die Qualifikationsrunde für die Champions League. (tso)

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