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Berlin: Berlin Hyp: Aubis-Kredit an den Fachleuten vorbei vergeben

Unter Bank-Vorstand Klaus Landowsky kam es bei der Berlin Hyp zu weitaus größeren Unregelmäßigkeiten als bisher bekannt. Streng vertraulichen Bankprotokollen zufolge stellt das Bundesaufsichtsamt für Kreditwesen (BaKred) fest, dass die Spitze von Landowskys Geldhaus die eigene Kreditabteilung überging, als sie der Firma Aubis ein Darlehen von mehr als 625 Millionen Mark vergab.

Unter Bank-Vorstand Klaus Landowsky kam es bei der Berlin Hyp zu weitaus größeren Unregelmäßigkeiten als bisher bekannt. Streng vertraulichen Bankprotokollen zufolge stellt das Bundesaufsichtsamt für Kreditwesen (BaKred) fest, dass die Spitze von Landowskys Geldhaus die eigene Kreditabteilung überging, als sie der Firma Aubis ein Darlehen von mehr als 625 Millionen Mark vergab. Es habe "feste Zusagen" trotz "abratender Voten" im Haus sowie ohne Zustimmung der Fachabteilungen gegeben. Auch der Schaden ist für den Berliner Banken-Konzern viel höher, als bisher bekannt.

Zum Thema Online Spezial: Die Landowsky-Affäre Die umstrittenen Kreditgeschäfte zwischen der Firma Aubis und Landowskys Berlin Hyp haben die Berlin Hyp nach dem derzeitigen Stand 193 Millionen Mark gekostet und somit stärker zur Krise des Bank-Konzerns beitragen, als bisher angenommen. Dies geht aus Bankenprotokollen hervor, die dem Tagesspiegel vorlieben. Demnach musste die Berlin Hyp bereits 1999 eine erste "Wertberichtigung" von 60 Millionen Mark durchführen, weil die Aubis-Immobilien viel weniger Miete einbringen, als die Kredite an Zinsen kosten. Weitere 65 Millionen Mark schrieb die Bank dann 2000 in den Wind. Weitere 68 Millionen Mark sind in diesem Jahr fällig. Den Höhe des Wertberichtigungsbedarfs hatten die Wirtschaftsprüfer von KPMG im Auftrag der Bank ermittelt.

Die umstrittene Kreditvergabe und die nun drohenden Verluste steht im Mittelpunkt der Berliner Parteispendenaffäre. Sie nahm ihren Lauf nachdem dieAubis-Chefs und CDU-Mitglieder Klaus Wienhold und Christian Neuling der CDU 40 000 Mark in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Kredit-Vergabe gespendet. CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky hatte das Geld bar in seinem Vorstandsbüro der Berlin Hyp von Wienhold entgegengenommen. Die Umstände rund um die eigenwillige Kreditvergabe an Aubis durch die zum Berliner Bankenkonzern zählenden Berlin-Hyp sind auch ein Schwerpunkt in den Untersuchungen, die das BaKred über die Schieflage der Bankgesellschaft Berlin (BGB) durchführt.

Wer aber ist zuständig für das Desaster? Bankexperten zufolge ist es nicht üblich, die Fachkompetenz einer Kreditabteilung sowie abratende Voten innerhalb des Hauses zu übergehen. Dies könne nur durch Entscheidungen auf allerhöchster Ebene, also durch den Vorstand der Berlin Hyp, erfolgt sein. Klaus Landowsky leitete als Vorstandsvorsitzender außerdem die wöchentlichen Sitzungen des Gremiums. In dem wichtigsten Gremium der Berlin Hyp wurden auch die 600-Millionen-Darlehen an Aubis beraten - und genehmigt. Mit der Stimme von Landowsky.

In die Turbulenzen um die Affäre gerät nun auch Finanzsenator Peter Kurth. Er vertritt das Land Berlin in dem Konrollgremium der Bankgesellschaft. Wie einem Aufsichtsratsprotokoll vom 16. Februar zu entnehmen ist, wusste Kurth bereits, dass die Bankenaufsicht die Vergabe des Aubis-Kredits durch Landowskys Bank beanstandete. Es bestehe "durchaus Anlass für Beanstandungen" sagte Kurth vor dem Kontrollgremium. Wenige Tage zuvor war der Finanzsenator offenbar noch nicht informiert über die tatsächlichen Vorgänge in der Bankgesellschaft. Auf der 22. Sitzung des Abgeordnetenhauses äußerte er sich jedenfalls deutlich anders. Da hatte Aufsichtsrat Kurth noch versichert, "dass die Kreditgewährung an die Aubis-Gruppe weder vom Bundesaufsichtsamt noch von den Wirtschaftsprüfern beanstandet wurde".

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