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Berlin: Berlin ist groß in Mode

Ein langes Wochenende voller Fashionshows und Messen: Die Designer haben die Hauptstadt entdeckt. Und die Geschäfte gehen gut

Von Susanna Nieder

Die Mode ist in Berlin angekommen – endlich. Als im Januar zum ersten Mal die beiden Einkäuferschauen „Bread and Butter“ und „Premium“ rund 20 000 Besucher aus der internationalen Modebranche in die Stadt lockten, wollte mancher abwarten, ob dieser Erfolg nur eine Eintagsfliege sein würde. Jetzt ist die Zeit der Skeptiker vorbei. Hugo Boss im Postbahnhof, Westwood in der Friedrichstraße, Defilees diverser Uni-Abschlussklassen, seit Freitag Ausstellungen, Partys, Schauen und Showrooms: „Wenn der Trend sich verstärkt, hat Berlin demnächst seine eigene Fashion Week“, sagt Silvia Kadolsky von der Modeschule Esmod in Berlin.

Es sind diesmal nicht nur mehr Aussteller zu den Messen angereist, es kamen auch wesentlich mehr Gäste als bisher. Die kleine, exklusive „Premium“ im U-Bahnschacht unter dem Potsdamer Platz ist von gut 80 auf 180 Aussteller angewachsen, die größere „Bread and Butter“ in der Kabelwerkhalle in Siemensstadt von 250 auf rund 300. „Wir sind erstaunt, wer hier alles auftaucht. Einkäufer aus ganz Europa, aus den USA, aus Japan. Für den Messestandort Berlin ist das sehr gut“, kommentiert Rainer Schäfer, Salesmanager für Deutschland-Ost bei adidas Sport Heritage, die „Bread and Butter“. Die Beobachtung wird bestätigt, wo man auch hinhorcht. „Ich habe bestimmt 30 Einkäufern Bescheid gesagt. Sie kommen alle“, sagt Markus Stich von Soto/Stich auf der „Premium“. Und Mari Otberg von „Just Mariot“ ergänzt: „Hier ist richtig was los. In Düsseldorf wartet man manchmal Stunden auf Kundschaft.“ Messe nennen sich beide Veranstaltungen offiziell nicht, weil sie nach deutschem Recht dann jedes Label mitmachen lassen müssten. Sowohl den Machern der „Premium“, Anita Anic und Norbert Tillmann, als auch den „Bread and Butter“-Chefs Karl-Heinz Müller, Wolfgang Ahlers und Kristyan Geyr geht es um eine sorgfältige Auswahl. Es sind Designer präsent, die ihre Mode sonst in London, Paris oder Antwerpen zeigen, in ihrer Heimat aber bislang kaum ein Forum hatten.

Die „Bread and Butter“ wurde zum ersten Mal im Sommer 2001 als Gegenveranstaltung zur maroden Kölner Modemesse Interjeans organisiert. Nach drei sehr guten Saisons zogen die Macher mit ihrem Tross von Köln an die Spree. Berlin, sagen sie, biete mit seiner Club-, Kunst- und Modeszene genau das richtige Umfeld für die schwer im Trend liegende „Urbanwear“. Auf den 20 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche im alten Kabelwerk in Siemensstadt kann jeder Aussteller seinen Stand gestalten, wie er will. Auf der ebenso großen Außenfläche gibt es Zelte und Boote, Strandhütten und Pavillons, in denen Order geschrieben und Kontakte geknüpft werden. „Das ist es!“, sagt Silvia Kadolsky, die 1994 eine Dependance der internationalen Modeschule Esmod in Berlin eröffnet hat. Von der Zukunft Berlins als Modestadt war sie immer überzeugt.

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