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Berlin: Berlin ist interessanter als Kabul

Polizistenmord und Christenprozess: Wie türkische Blätter berichten

Der Mord an dem Polizeihauptkommissar Uwe Liedschied in Berlin war auch für die türkischen Tageszeitungen ein Thema. Die Nachricht schaffte es sogar auf die Titelseiten der Europa-Beilagen. „Er ist bei der Ausübung seiner Arbeit gestorben“, schrieb zum Beispiel die Milliyet am Donnerstag in der Überschrift ihrer bebilderten Meldung. Die Tageszeitung Türkiye veröffentlichte zudem die Telefonnummer der Polizei, unter der sich Zeugen der Tat melden konnten. Am Sonntag berichteten die Zeitungen dann – ebenfalls auf den Titelseiten der Europa-Beilagen – über die Festnahmen der Tatverdächtigen in Neukölln. „Der Mörder des Kommissars ist gefasst“, berichtete die Milliyet in einer Meldung. „Polizistenmörder sind Türken“, lautete die Überschrift dazu in der Türkiye. Als einzige Zeitung zeigte die Hürriyet ein Foto des 39-jährigen Mannes, der die Tat bereits gestanden hat.

Das Schicksal des zum Christentum konvertierten Afghanen Abdul Rahman, das derzeit die westliche Welt empört, interessierte dagegen nicht so sehr. Nur die Hürriyet berichtete am Donnerstag in einem längeren Artikel, wie „Kabul“ auf Druck einiger „Nato- und EU-Staaten“ fieberhaft nach einer Lösung suche, den Mann vor der Todesstrafe zu retten. „Operation Verwirrt“, überschrieb die Zeitung ihren Text, was wohl die Dramatik der Situation verdeutlichen sollte. Sogar ein wenig Empörung konnte der Leser dabei herauslesen. „Seine eigenen Eltern haben ihn verraten“, schrieb die Zeitung. Ansonsten brachte noch die liberale Milliyet am Sonntag eine Meldung mit Foto und der Nachricht, dass die Freilassung des Mannes offenbar bevorstehe. Und das war’s.

Suzan Gülfirat

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