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Berlin: Berlin ist Spitze – jedenfalls, wenn es ums Rauchen geht

Zigaretten werden drastisch teurer - und das wird Folgen haben: Denn nirgendwo in Deutschland wird bislang so oft zur Zigarette gegriffen – vor allem bei den Arbeitslosen

Wenn man für das Päckchen Zigaretten künftig rund 4.20 Euro zahlen muss, werden voraussichtlich zahlreiche Berliner mit dem Rauchen aufhören. Gesundheitsexperten schätzen, dass die Zahl der Raucher in der Stadt um rund 15 Prozent zurückgeht. „So lange Rauchen unter Jugendlichen als cool gilt, wird bei ihnen eine Preiserhöhung allein aber nichts entscheidend ändern“, sagte gestern Berlins Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (PDS) zu den Plänen der Bundesregierung. Deshalb müsste künftig auch Zigarettenwerbung im Kino und auf Plakatwänden verboten werden.

Denn immer mehr Kinder und Jugendliche in Berlin greifen zur Zigarette, wie ein Blick in die Statistik der Gesundheitsverwaltung zeigt. Derzeit liegt das Einstiegsalter bei etwa 13 Jahren. Doch je früher man mit dem Rauchen beginnt, desto schwerer wird der Ausstieg später, wissen die Experten. Bei den Erwachsenen raucht, statistisch gesehen, jeder Dritte – damit liegt die Stadt bundesweit an der Spitze.

Dabei zünden sich gerade die Berliner besonders häufig eine Zigarette an, die über vergleichsweise wenig Geld verfügen: Bei den Arbeitslosen liegt der Anteil der Raucher sogar bei über 54 Prozent. Auch der Familienstand spielt offenbar eine Rolle: 45 Prozent der Geschiedenen rauchen. Der Anteil der Männer unter den Berliner Rauchern liegt mit 39 Prozent wesentlich höher als bei den Frauen (29 Prozent). Mit steigendem Alter nimmt der Anteil der Raucher ab – viele verzichten aus gesundheitlichen Gründen.

Noch immer gilt das Rauchen mit seinen Auswirkungen auf den Organismus als Todesursache Nummer eins, sagt Johannes Spatz, Sprecher vom „Forum Rauchfrei in Berlin“. In dem Verein haben sich Ärzte, Amtsmitarbeiter und andere Gesundheitsexperten zur Anti-Raucher-Lobby zusammengeschlossen. Auch Spatz hält die Preiserhöhung allein für nicht ausreichend. „Es müssen noch viel mehr Zigarettenautomaten in der Nähe von Schulen abgehängt werden, damit Jugendlichen der Zugriff erschwert wird.“ Als Gesundheitsexperte im Rathaus Steglitz-Zehlendorf setzt er sich für mehr „rauchfreie öffentliche Räume“ ein. So besuchen Rathaus-Mitarbeiter derzeit Krankenhäuser im Bezirk, um Ärzte, Schwestern und Patienten zum Nichtrauchen zu animieren.

Im Deutschen Herzzentrum darf schon jetzt nicht mehr geraucht werden, wie auf den U-Bahnhöfen sowie in zahlreichen Restaurants der Stadt. Und auch zwei Berliner Schulen wollen innerhalb eines bundesweiten Modellversuchs bis zum Herbst ausprobieren, ob es auch geht, wenn auf dem Schulhof und im Lehrerzimmer nicht geraucht wird: die Sophie-Scholl-Schule in Schöneberg und die Theodor-Haubach-Schule in Lichtenrade.

Annette Kögel

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