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Berlin: Berlin klingt gut

Heute beginnt die Musikmesse Popkomm: In der Stadt hat die Branche inzwischen eine feste Heimat gefunden

Als Kölner falle es ihm schwer, es zuzugeben. „Berlin hat sich zur Musikmetropole entwickelt“, sagt Ralf Kleinhenz, der Geschäftsführer der Popkomm. Und eben weil die Stadt – im Unterschied zu Köln – in der Musikszene weltweit so angesehen ist, sei es gelungen, die Popkomm deutlich internationaler aufzustellen, fügt Katja Bittner, die Direktorin der Musikmesse, hinzu. Die Clubszene Berlins sei einmalig, die Stadt habe den Ruf „arm, aber sexy“ zu sein, „deswegen kommen die Leute“, sagt Bittner.

796 Aussteller (plus 20 Prozent) aus 48 Ländern werden auf der an diesem Mittwoch beginnenden Musik- und Entertainmentmesse vertreten sein. Nach 15 Jahren in Köln, findet die Popkomm nun zum zweiten Mal in Berlin statt. Unter den Ausstellern sind große Musikkonzerne wie Universal Music oder Warner Music, es kommen Konzertveranstalter, Werber, Internetfirmen und Gerätehersteller wie Nokia. Für die kleinen unabhängigen Plattenfirmen gibt es einen eigenen Marktplatz auf der Messe. Sieben von zehn Ausstellern kommen aus dem Ausland. Insgesamt werden an den drei Tagen 15000 bis 17000 Fachbesucher erwartet.

„Von Jubelgesängen sind wir noch weit entfernt“, sagte Kleinhenz. Aber nach sieben mageren Jahren mit schrumpfenden Umsätzen sieht er die Branche „möglicherweise am Vorabend eines neuen Booms“. Die Popkomm habe sich dabei zu einer wichtigen „Businessplattform“ entwickelt.

Das bekommt auch der Stadt. „Berlin und die Popkomm befruchten sich gegenseitig“, sagt Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS). „Hier siedeln sich immer mehr Musiker und Produzenten an, hier werden neue Medien und Vertriebswege für Popmusik ausprobiert.“ Die Branche, die in den vergangenen Jahren eine Krise durchlebt habe, finde hier neue Impulse.

Rund 1400 Unternehmen der Musikwirtschaft mit mehr als 5700 Mitarbeitern setzen nach Angaben des Senats im Jahr 2003 mehr als 1,13 Milliarden Euro um. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor. Zwar hat Sony BMG seine Zentrale inzwischen von Berlin nach München verlegt. Doch der Musiksender MTV, zum dem nun auch Viva gehört, ist von Köln nach Berlin umgezogen.

„Das Musikfernsehen und die Popkomm haben in Berlin ihre Heimat gefunden“, sagt Catherine Mühlemann, Geschäftsführerin von MTV Networks. Hier finde die Industrie nicht nur eine bunte Szene und ein kreatives Klima vor. „Rund 60 Prozent der Umsätze aus der deutschen Musikbranche werden in Berlin getätigt.“ Die Musikhauptstadt sei der ideale Standort für MTV und Viva. Das Unternehmen beschäftigt inzwischen etwa 260 Mitarbeiter in Berlin.

Berlin sei für die Musikwirtschaft attraktiv wegen der kreativen Club- und Künstlerszene, die auch durch die beiden Musikhochschulen gespeist werde, sagt der Sprecher des Bundesverbands der Phonografischen Wirtschaft. „Andererseits profitieren aber auch die Berliner Clubs von der Popkomm“, sagt Mark Hinz vom Frannz Club, der auch Veranstaltungsort im Rahmen des Festivals ist. „Die Messe zieht viele Besucher vor allem von außerhalb an.“ In Zahlen sei das nicht zu messen, aber die Popkomm sei gut für das Image der Club- und Konzertszene der Stadt.

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