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Auch das ist Marzahn. Der alte Dorfkern mit den Plattenbauten im Hintergrund.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berlin-Kolumne: Marzahn wirbt für sich am Potsdamer Platz

Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf informiert in den Potsdamer Platz Arkaden über den Ortsteil, in dem 2017 die Internationale Gartenaustellung Station macht. Unser Kolumnist hat sich zwischen Kletterwand und Teezeremonie einmal umgesehen.

Über den Daumen gepeilt gibt es drei Gründe, sich in Marzahn aufzuhalten: Man wohnt dort, besucht die „Gärten der Welt“ oder wird stationär behandelt. Und da das natürlich nichts als ein böswillig gestreutes Vorurteil ist, ringen die Bezirksverantwortlichen heftig um Beachtung – schließlich nützt ihnen die schöne IGA 2017 ja nichts, wenn keiner hinkommt. Es fängt schon mal damit an, dass die Nennung des Namens „Marzahn“ allein ein Schweigen über Hellersdorf einschließt, denn beide Ortsteile sind ja amtlich zum Bezirk verbunden, was ihre überregionale Akzeptanz aber nicht wesentlich erhöht hat. Deshalb gibt es nun etwas, was auf Neusprech „Pop-up-Store“ heißt. Ein ebensolcher ist am Freitag in den Arkaden am Potsdamer Platz aufgepoppt, ganz und gar dem Mauerblümchenbezirk gewidmet. Sogar Burkhard Kieker und Melanie Bähr, die Spitzen von „Visit Berlin“ und „Berlin Partner“, waren herbeigeeilt, alle beide, und, nun ja, nun steht da im Erdgeschoss des Einkaufszentrums allerhand Informationsmaterial herum. Man kann, so man will, allerhand lesen über medizinische Spitz- und Steil-Forschung, kann per Kopfhörer dem Kammerchor der Musikschule Marzahn-Hellersdorf lauschen, die Hände in rätselbestückte Fühlboxen stecken oder ein wenig klettern, weil es auch dort draußen was zum Klettern gibt. Die Erwartung der Initiatoren besteht vermutlich darin, dass sich ihre Installation dem Strom der Marzahn-Feinde und Hellersdorf-Ignoranten so verlockend in den Weg wirft, dass die nach wenigen Minuten sagen, schau mal an, das hätte ich denen da draußen gar nicht zugetraut. Ob das klappt? Die ersten Teezeremonien am Freitagmittag verliefen mit zwei bis drei Zuschauerinnen noch eher ruhig, aber dass zumindest zwei dieser Zuschauerinnen auch zur Autorinnenlesung sitzen blieben, wirkte wie ein winziges Zeichen der Hoffnung. Dennoch wird man um die Resonanz der angekündigten „Workshops, Diskussionen und Konzerte“ mitten im Besucherstrom ein wenig fürchten müssen.

Dafür wird das Kletterangebot lebhaft genutzt, Kinder sind nun mal so, sie würden auch in einer Werbeinstallation von Ulan Bator herumtollen, ohne sich viel Gedanken über die Mongolei zu machen. Aber das ist ein gemeiner Vergleich, Marzahn-Hellersdorf ist sicher viel schöner und näher. Und auf alle Fälle wird man nun sagen dürfen, dass dieser Bezirk in der Mitte der Stadt angekommen ist. Jedenfalls bis zum 25. Mai, wenn alles wieder zupoppt.

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