zum Hauptinhalt
Das Denkmal der Arbeiterwohlfahrt zu Ehren der Sozialdemokratin und Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt Marie Juchacz in Kreuzberg.

© Gregor Fischer/dpa

Berlin-Kreuzberg: AWO-Gründerin bekommt ein Denkmal

In Kreuzberg wurde Marie Juchacz, Gründerin der Arbeiterwohlfahrt und SPD-Politikerin, ein Denkmal gewidmet. Martin Schulz kam auch.

Sie hat ihr Leben der Gleichberechtigung gewidmet und war die erste Frau, die in einem deutschen Parlament am Rednerpult stand: Marie Juchacz, Gründerin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und Frauenrechtlerin, wurde am Freitag in Kreuzberg mit einem Denkmal geehrt.

„Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Toleranz, Solidarität“ ist in die senkrecht stehende Gedenkplatte gefräst, dazwischen das Konterfei und der Name der Sozialpolitikerin. Das Denkmal hat keinen Sockel, sondern ist direkt in dem Boden verankert. Der Künstler Gerd Winner will damit die Bodenständigkeit Juchacz’ symbolisieren.

Das Werk steht auf einer Wiese am Mehringplatz, bis 1933 war hier ganz in der Nähe die Zentrale der AWO angesiedelt.

Ihr Anliegen der Gleichberechtigung ist noch nicht erledigt

Ebenfalls in der Nähe ist die Parteizentrale der SPD. Kanzlerkandidat Martin Schulz kam zu Fuß zum Denkmal, um die Festrede zu halten. Er erinnerte daran, dass Juchacz’ Anliegen der Gleichberechtigung von Männern und Frauen auch fast hundert Jahre nach deren erster Parlamentsrede nicht erledigt sei:  „Solange Frauen im Schnitt weiterhin 21 Prozent weniger als Männer verdienen, sind wir nirgendwo angekommen“, sagte der SPD-Vorsitzende.

Juchacz kämpfte für Frauenwahlrecht

Die SPD-Politikerin Marie Juchacz wurde 1879 in Landsberg an der Warthe geboren. Als eine von 37 Frauen wurde sie 1919 als Mitglied des SPD-Parteivorstandes in die Weimarer Nationalversammlung gewählt. Lange hatte sie für das Frauenwahlrecht gekämpft. Ihre Einleitung „Meine Herren und Damen!“ löste bei ihrer ersten Rede als Frau im Parlament noch Heiterkeit im Saal aus. Sie betonte, der damaligen Regierung für das Frauenwahlrecht keinen Dank zu schulden: „Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: Sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist.“

Im selben Jahr gründete sie die Arbeiterwohlfahrt. Juchacz blieb ihre Vorsitzende, bis sie 1933 nach Hitlers Machtübernahme mehrmals vor den Nazis fliehen musste. 1945 gründete sie in New York die Arbeiterwohlfahrt USA, die Opfer des Nationalsozialismus unterstützte und Lebensmittelpakete ins zerstörte Deutschland schickte. Juchacz starb 1956 in Düsseldorf.

Heute gehört die AWO zu den Spitzenverbänden der Wohlfahrtspflege: Sie wird bundesweit von 335 000 Mitgliedern, 66 000 ehrenamtlich Helfenden sowie 215 000 hauptamtlichen Mitarbeitern getragen.

Zur Startseite