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Vor Gericht (Symbolbild).

© dpa

Berlin-Lichtenrade: 13-facher Kindesmissbrauch trotz Führungsaufsicht

Pädophiler Straftäter wird zu mehr als vier Jahren Haft verurteilt. Die Polizei hatte den Rückfalltäter aus den Augen verloren. Die Nebenklage hat Sicherungsverwahrung gefordert.

Die Mutter holte tief Luft. „Unerträglich“ sei der Prozess, sagte Corinna E. kurz vor dem Urteil gegen Peter U., einem dreifach vorbestraften Sexualstraftäter. Die Polizei hatte den 61-Jährigen lange Zeit aus den Augen verloren - obwohl er unter Führungsaufsicht stand.

Er suchte sich unbehelligt erneut Opfer und fand sie als ehrenamtlicher Helfer in einer Kirchengemeinde. Der Ingenieur missbrauchte die Tochter von Corinna E. und zwei weitere Mädchen. Vier Jahre und zwei Monate Haft verhängte das Landgericht nun. Die Nebenklage hatte Sicherungsverwahrung gefordert.  

Geständnis wirkte sich strafmildernd aus

Peter U. hatte nach einer Verständigung aller Prozessbeteiligten gestanden. 13 Taten waren es. Der Angeklagte habe die Mädchen, sechs bis zehn Jahre alt, sexuell berührt. Von dem jüngsten Opfer habe er zudem pornografische Aufnahmen gefertigt. Der pädophile Mann habe sich mit den Eltern bekannt gemacht und Hilfe geleistet. „Bis er als Freund der Familie galt und das Vertrauen gröblichst missbrauchte“, hieß es im Urteil. Sein umfassendes Geständnis aber wirke sich strafmildernd aus. Zudem habe sich Peter U. zur Zahlung von Schmerzensgeld in Höhe von insgesamt 3500 Euro bereiterklärt.

Mit der Entscheidung folgten die Richter im Wesentlichen den Anträgen von Staatsanwältin und Verteidiger, der drei Jahre und neun Monate Haft verlangt hatte. Corinna E. auf der Bank der Nebenklage folgte mit Unverständnis. Ihre Anwältin sagte, Experten hätten Peter U. eine hohe Rückfallgefahr attestiert. Er sei „behandlungsresistent“, er  habe in dem vierwöchigen Prozess taktiert und ein „gutes Ergebnis für sich erzielt“. 

Polizei hat U. nach Entlassung aus den Augen verloren

Heftige Kritik der Betroffenen ging in Richtung Polizei. Nebenklage-Anwältin Corinna Stieg sprach am Rande des Prozesses von einem Justizskandal. U. habe nach Verbüßung einer früheren Strafe von fast fünf Jahren Haft wegen Missbrauchs unter Führungsaufsicht gestanden. Diese war für den Sex-Täter, der bis März 2010 in Hessen inhaftiert und dann nach Berlin gezogen war, bald nicht mehr spürbar. Nach Pensionierung des zunächst zuständigen Beamten habe man ihn für etwa zwei Jahre aus den Augen verloren, hieß es.

Peter U. machte sich beliebt in einer Kirchengemeinde in Lichtenrade. Dort half er zunächst ehrenamtlich beim Verteilen von Essen. Corinna E. sagte, sie habe ihn in einem Familiengottesdienst kennengelernt. „Der Kontakt wurde immer enger.“ Im Prozess erlebte sie den falschen Helfer jammernd. „Es ist schlimm, dass ich wieder im Gefängnis bin, den Kindern Schlimmes angetan habe.“ Er wolle sich chemisch oder chirurgisch kastrieren lassen. „Keiner soll mehr gefährdet sein durch mich.“ Die Nebenklage will eine Revision prüfen.

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