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Berlin: Berlin mit anderen Augen

Design-Agentur Hesse setzt vor allem auf die richtigen Fragen

Von Judith-Maria Gillies

Sie nimmt kein Blatt vor den Mund. „Viele Kunden, die uns zum ersten Mal engagieren, wissen gar nicht, was auf sie zukommt“, sagt sie, und ihre blauen Augen blitzen. Und der Mann an ihrer Seite setzt noch eins drauf: „Die ersten Ansätze unserer Kunden taugen häufig nicht wirklich“, meint er. „Damit können wir meist nicht viel anfangen.“ Klientenbeschimpfung? Nein. Das Ehepaar Christine, 44, und Klaus Hesse, 48, Gründer und Geschäftsführer der Hesse Design GmbH, kommt richtig in Form, wenn es herauszufinden gilt, was der Kunde wirklich will.

Beispiel: Warum ist ein neues Logo nötig, wozu soll es dienen, was soll es rüberbringen. „Fragen sind das beste Mittel, um jemanden zum Denken zu bringen“, ist Klaus Hesse überzeugt. Bei Neuprojekten steckt das Paar rund 60 Prozent der Arbeitszeit in Konzeptgespräche mit dem Kunden, mehr als ins Design selbst. Der Grund: Gezielte Fragen lassen die Gestaltung leichter von der Hand gehen. Diese Fragezeichen-Strategie zahlt sich aus. Hesse Design, 1988 im rheinischen Erkrath gegründet, liefert eine gute Performance. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Firma mit 26 Angestellten einen Umsatz von rund 2,5 Millionen Euro, schwarze Zahlen inklusive.

Wegen der großen Nachfrage eröffnete das westdeutsche Unternehmen 2001 eine Dependance in Berlin. Zurzeit arbeiten in dem Hofgebäude am Karlsplatz (Nähe Potsdamer Platz) sechs Angestellte. Weitere Stellen sind vakant, beispielsweise für Kommunikationsdesigner, Projektmanager, Medientechniker oder Type Designer.

Die Kundenliste der Designschmiede liest sich wie ein Auszug aus dem „Who is Who“ der deutschen Wirtschaft. Da tummeln sich neben Mittelständlern wie Architekten oder Anwälten so illustre n wie Allianz, Audi, Bosch, Dekra, Lufthansa oder die WestLB. Das Hauptstadt-Büro verpasst unter anderem dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband sowie Heinze Licht ein neues Firmendesign. Dem Großkunden Bewag lieferten die Designer das volle Programm - vom Logo und dem Schriftzug über Briefpapier, Formulare, Broschüren bis hin zu Fassadenbeschriftung und Anzeigenmotiven für Großplakate.

Das Hesse’sche Engagement trägt Früchte. Seit Bestehen konnten die Gestalter zahlreiche Designpreise abräumen – vom American Center for Design über den Deutschen Multimedia Award bis zum international begehrten Red Dot Award des Design Zentrums Nordrhein Westfalen. Die Agentur zählt inzwischen kaum noch die Jahre, in denen sie vom Art Directors Club Deutschland ausgezeichnet wurde. Sie sorgt sich, wenn es einmal nicht geklappt hat: 1989, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 97, 00, 02 gab es Preise.

„Die Projekte von Hesse Design vermitteln immer wieder, dass da Gestalter am Werk sind, die sich mit viel Engagement für gute Lösungen einsetzen“, lobt Konkurrent Uli Mayer-Johanssen, Chief Design Officer von Deutschlands größter Designagentur MetaDesign in Berlin. „Sie geben ihren Kunden einen starken Auftritt, ohne dabei den Sinn für die Machbarkeit zu verlieren."

Christine Hesse, die ihren Designmanagement-Abschluss an der Londoner University of Westminster ablegte, bringt es auf den Punkt: „Wir machen keinen Hokuspokus“, sagt die geborene Innsbruckerin. Das wissen die Kunden zu schätzen. Zum Beispiel die BVG. Die BVG beauftragte Hesse Mitte vergangenen Jahres, ihr Firmendesign zu modernisieren. Der erste Streich der Gestalter: Sie überarbeiteten den Schriftzug, legten die genauen Farben für die PC-Darstellung fest. Im zweiten Schritt passen sie nun Imagebroschüren und Fahrgastinfos dem neuen Erscheinungsbild an. Pluspunkt der Rheinländer an der Spree: „Wir sehen die BVG-Welt mit anderen Augen“, erklärt Christine Hesse.

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