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Seit Montag wird die Straße am Lützowufer in Richtung Osten saniert. Es geht dort am Landwehrkanal nur einspurig voran.

© Spiekermann-Klaas

Frust im Verkehr: Das sind die nervigsten Baustellen in Berlin

Nun wird’s auch am Lützowufer eng, wo es nur noch einen Fahrsteifen gibt. Mehr als 80 Großbaustellen behindern derzeit den Straßenverkehr. Eine Übersicht der größten Buddeleien – und eine Analyse der Straßenschäden.

Immer mehr Baustellen behindern den Verkehr. Das meinen zumindest Autofahrer, die versuchen, durch die Innenstadt zu kommen. Hier eine – unvollständige – Liste der aktuell nervigsten Baustellen.

Lützowufer: Seit Montag wird auf der Uferstraße am Landwehrkanal gebuddelt; zwischen Lützowplatz und Genthiner Straße gibt es Richtung Osten nur noch einen Fahrstreifen. Und prompt kam es gestern zu den ersten Staus. Voraussichtlich bis Ende April 2014 dauert die „grundhafte Sanierung“ dieses Abschnittes. Eine von zahlreichen Staufallen, die es derzeit für Autofahrer fast stadtweit gibt.

Invalidenstraße: Ein Dauerärgernis ist die Großbaustelle auf der Invalidenstraße von Moabit bis vor den Nordbahnhof, auf der meist nur einspuriger Verkehr Richtung Osten möglich ist. Um dort die Gleise für die Straßenbahn zum Hauptbahnhof legen zu können, mussten und müssen unzählige Versorgungsleitungen verlegt werden, weil es unter den Gleisen keine geben soll. Seit 2011 wird gebaut, im Herbst 2015 sollen die ersten Straßenbahnen fahren. Und seit Ende August ist auch im Nord-Süd-Verkehr die Chausseestraße an der Kreuzung mit der Invalidenstraße in beide Richtungen gesperrt – für rund ein Jahr.

Heidestraße: Geduld brauchen Autofahrer auch auf der Heidestraße, dem Zubringer zum Tiergartentunnel. Seit Ende September gibt es zwischen Minna-Cauer-Straße und dem Knotenpunkt Sellerstraße in beide Richtungen nur je eine Fahrspur. Abgeschlossen sein soll der Umbau der Heidestraße erst Ende 2016. Die Heidestraße wird zwischen Döberitzer Straße und Sellerstraße von 22,50 Meter auf bis zu 38 Meter verbreitert und einen begrünten Mittelstreifen erhalten. Sie soll das geplante Quartier der Europacity erschließen.

Unter den Linden/Friedrichstraße: Seit fast eineinhalb Jahren müssen Autofahrer diese wichtige Kreuzung umfahren. Unter den Linden ist die südliche Fahrspur zwischen Glinka- und Charlottenstraße gesperrt, der Verkehr rollt nur gen Westen. Die Friedrichstraße ist zwischen der Behrenstraße und Unter den Linden dicht. Hier baut die BVG an der Verlängerung der U 5. Die Arbeiten für einen neuen Tunnelabschnitt der U 6 sind zwar an der Oberfläche weitgehend abgeschlossen, die Verkehrslenkung Berlin (VLB) will die Friedrichstraße für den Autoverkehr aber erst öffnen, wenn auch der Verkehr Unter den Linden wieder nach Osten fließen kann. Das kann immerhin noch bis zum Sommer dauern.

Immer mehr Baustellen behindern den Verkehr. Stimmt der Eindruck überhaupt? Eine Analyse

Und auch hier ist's eng. In der Invalidenstraße wird seit Jahren gebuddelt.
Und auch hier ist's eng. In der Invalidenstraße wird seit Jahren gebuddelt.

© Doris Spiekermann-Klaas

Über 80 Baustellen mit meist größeren Einschränkungen meldet derzeit die Verkehrsinformationszentrale (VIZ). Gar nicht erwähnt sind die kleineren Arbeiten, die aber auch den Autoverkehr aufhalten können. Nach Angaben von Daniela Augenstein von der Senatsverkehrsverwaltung gibt es jedoch nicht mehr Baustellen als im Vorjahr – und auch nicht mehr als in den Sommerferien. Auch wenn Autofahrer dies subjektiv anders sähen. Auf der VIZ-Seite seien allerdings tatsächlich mehr Baustellen aufgeführt, weil diese immer komplexer würden und die Verkehrseinschränkungen somit gravierender seien. Statt nur Schlagloch für Schlagloch zu flicken, werde nun verstärkt am Stück gebaut, was dazu führe, dass Fahrstreifen längere Zeit wegfielen.

Auch die Fachgemeinschaft Bau, die die mittelständische Bauwirtschaft in Berlin und Brandenburg vertritt, bestätigt, dass die Zahl der Baustellen auf den Straßen nicht gestiegen ist. Der Umsatz im Straßenbau sei im Vergleich zum Vorjahr im Juli um 26,5 Prozent zurückgegangen, teilte die Fachgemeinschaft mit. Laut Statistik wurden 72,6 Millionen Euro umgesetzt. Zwar sei anschließend der Auftragseingang gestiegen, doch der konjunkturelle Knick, verursacht vor allem durch den langen Winter, könne voraussichtlich nicht ausgeglichen werden.

Nach wie vor werde in Berlin viel zu wenig für die Pflege der Straßen, Brücken und Radwege getan, sagte der Vorsitzende der Fachgemeinschaft, Reinhold Dellmann, einst Verkehrsminister in Brandenburg. Nach dem Stand der Haushaltsberatungen für die nächsten beiden Jahre werde dies wohl auch so bleiben. Die Verkehrsinfrastruktur werde schlechter, die Straßenlöcher mehrten sich und der Werteverzehr nehme ein bedrohliches Ausmaß an. „Wir haben nicht zu viel, sondern zu wenig Straßen- und Brückenbaustellen in der Stadt“, sagte Dellmann. Schon der kommende Winter werde zeigen, dass das Jahr 2013 mehr Schäden an Straßen und Brücken gebracht hat als im gleichen Zeitraum Reparaturen und Instandhaltungen erfolgt seien. Der ADAC schätzt den Sanierungsstau auf rund 500 Millionen Euro.

Mehr Baustellen würden die Verkehrslenkung Berlin, die die Arbeiten koordinieren soll, allerdings noch mehr überfordern. Allein schon die komplexeren Verkehrsführungen bei den Baustellen erhöhten den Abstimmungsbedarf und verschärften die Arbeitsbelastung deutlich, heißt es intern bei der Verkehrslenkung, die seit Jahren als unterbesetzt gilt.

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