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Der ehemaliger Grenzkontrollturm in der Kieler Straße gehört jetzt zur Berliner Mauer-Stiftung.

© Doris Spiekermann-Klaas

Berlin-Mitte: DDR-Wachturm gehört jetzt zur Berliner Mauer-Stiftung

Der Bruder eines erschossenen DDR-Flüchtlings richtete einen Grenzturm zu einer kleinen Gedenkstätte her. Nun hat sie eine Zukunft auf Dauer.

Ein seltenes Relikt der deutschen Teilung in Berlin ist jetzt langfristig als Gedenkort gesichert: Der DDR-Grenzturm an der Kieler Straße im Bezirk Mitte wird in die Berliner Mauer-Stiftung aufgenommen. Der heute 77-jährige Jürgen Litfin hatte den Wachturm zur Erinnerung an seinen getöteten Bruder Günter ehrenamtlich hergerichtet und für Besucher seit 2003 geöffnet.
Günter Litfin war das erste Berliner Maueropfer - gezielt erschossen von DDR-Transportpolizisten im Humboldthafen nur wenige Tage nach der Teilung. Durch das DDR-Grenzregime starben an der Berliner Mauer nach wissenschaftlichen Erkenntnissen mindestens 140 Menschen.
Am Donnerstag übergab Jürgen Litfin symbolisch den Schlüssel für den zwölf Meter hohen Betonklotz mit steilen Metalltreppen und Schießscharten an Stiftungsdirektor Axel Klausmeier. Der denkmalgeschützte Postenturm am Spandauer Schifffahrtskanal steht nur unweit der Stelle, an der Günter Litfin umgebracht wurde.

In der Mini-Gedenkstätte für seinen Bruder zeigte Jürgen Litfin Fotos, Bilder und Aktenauszüge. Der Mauerbau am 13. August 1961 hat sich in sein Gedächtnis eingebrannt, wie er in einem früheren Gespräch der Deutschen Presse-Agentur sagte. Sein damals 24-jähriger Bruder wollte am 24. August 1961 aus Ost-Berlin in den Westen schwimmen, zu seiner Arbeit als Schneider und seiner neuen Wohnung.

Um den Turm wurde lange gestritten

Um den Turm war lange vor Gericht gestritten worden. Ein privater Investor des Areals wollte ihn abreißen, doch Litfin erstritt ein Nutzungsrecht. Laut Stiftung kümmerten sich er und ein von ihm gegründeter Verein aufopferungsvoll um die Wachturm-Gedenkstätte.

Von einst etwa 280 Beobachtungstürmen an dem rund 155 Kilometer langen „antifaschistischen Schutzwall“ - so der Sprachgebrauch der DDR-Führung - gibt es nicht mal mehr eine Handvoll. Die meisten wurden in der Nachwende-Euphorie abgerissen. Laut Stiftung waren 32 der Kontrolltürme als sogenannte Führungsstelle ausgestattet.

Laut Stiftung soll nun verstärkt auf die Erinnerungsstätte aufmerksam gemacht werden. Demnach gibt es jeweils samstags (15.00 Uhr) Führungen für Interessierte, zunächst bis Ende Oktober. Die Mauer-Stiftung hat nach eigenen Angaben einen Jahresetat von 2,7 Millionen Euro. (dpa)

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