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Berlin-Mitte: Die Europa-City am Hauptbahnhof wächst und wächst

Hier wird überall gebaut: Die Europacity entlang der Heidestraße ist die große Buddelkiste der Stadt. Zum Total-Turm kommt bald der Stromnetzbetreiber 50 Hertz. Weitere Projekte starten im Frühjahr.

Pause am Bagger. Drei Bauarbeiter sonnen sich in der Kraterlandschaft hinter dem Hamburger Bahnhof. Was hier passiert? „Leitungen, alles neu, Gas, Wasser, Schmutzwasser. Dann kommen hier Luxuswohnungen für Reiche hin, mit Yachthafen und Partyterrasse für die Hulahoopmädchen...“ Großes Gelächter. Diese Gegend werden die Männer am Bagger in einigen Jahren meiden. Hier entsteht der „Kunstcampus“ der Hauptstadt, als Teil der neuen Europacity, mit Penthousewohnungen, Galerien, einem Skulpturengarten und repräsentativen Firmenzentralen. Die meisten Bauvorhaben beginnen in diesem Frühjahr. Firmenzentralen? So was ist in Berlin immer noch Mangelware. In der Europacity wird es regelrecht zu einer Ballung von Unternehmenssitzen kommen. Neben dem Ölkonzern Total Deutschland werden der Netzbetreiber 50 Hertz und der Schweizer Baudienstleister Ernst Basler und Partner seine Deutschlandvertretung ansiedeln. Eine Übersicht.

50 Hertz-Zentrale

Den Auftakt macht der Firmensitz von „50Hertz“, in Steinwurfnähe zum Total-Turm. 600 Mitarbeiter sollen hier einziehen. Vor kurzem wurde der erste Spatenstich zelebriert. 50Hertz macht derzeit große Politik, denn der Netzbetreiber baut die 450 Kilometer lange Stromtrasse zwischen Sachsen-Anhalt und Bayern, die von der CSU bekämpfte „Gleichstrompassage Süd-Ost“. Das 50 Meter hohe Gebäude wird für rund 60 Millionen Euro von „Love architecture“ aus Graz gebaut. Das sichtbare Tragsystem der gläsernen Fassade soll an „Frequenzbänder mehrerer Sinuskurven“ erinnern. Nachts werden Treppenhäuser und einzelne Fassadenelemente beleuchtet. 50 Hertz entsteht zwischen Hamburger Bahnhof und den zugehörigen Rieckhallen.

Ernst Basler und Partner-Zentrale

Weiter östlich, am Spandauer Schifffahrtskanal, bauen die Basler Architekten Miller Maranta für das Schweizer Unternehmen Ernst Basler und Partner ein streng gerastertes Bürohaus, mit sechs Etagen, das rund 23 Millionen Euro kosten soll. Im Erdgeschoss sind Geschäfte und ein Restaurant vorgesehen. Baubeginn ist im April.

Wohnen am Kanal - KunstCampus der Groth Gruppe

Ebenfalls in diesem Frühjahr beginnen die Bauarbeiten für ein Luxus-Apartmenthaus der Groth Gruppe. Hier hatte sich das Berliner Büro Léon Wohlhage Wernik in einem Wettbewerb durchgesetzt. Bis Ende 2015 sollen 120 Wohnungen zum durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 5000 Euro fertig sein. In einem kleinen Info-Container neben dem Hamburger Bahnhof wird schon für die Wohnungen geworben. Im Erdgeschoss will Bauherr Klaus Groth Galerien ansiedeln.

Kunstkubus der Edel AG

Die Idee des Kunstkubus ist, dass Besucher des Hamburger Bahnhofs anschließend zu einer kleinen Kunst-Shoppingtour aufbrechen und sich am Schifffahrtskanal bewirten lassen. Dazu passt auch das Konzept der Hamburger Edel AG, die ihre Buchverlage in einem Neubau nördlich des Grothschen Wohnhauses konzentrieren will. Im Mai soll Architekt Carsten Roth aus Hamburg loslegen. Investor Michael Haentjes will selbst hier einziehen.

Wohnquartier „Stadthafen“

Die Schlagader des Quartiers, die Heidestraße, ist zur Zeit von einer chronischen Thrombose betroffen. Autoschlangen quälen sich über die zweispurige Piste bis zur Abzweigung Tiergartentunnel. Links und rechts ist Baustelle oder Einöde, unterbrochen von einem kleinen Altbauquartier und einen einsamen Tankstelle. Westlich der Heidestraße wird derzeit der Tunnel für die S21 gegraben. Das Gelände gehört noch der Bahn. Die östliche Seite könnte dagegen schon in fünf Jahren komplett bebaut sein. Die Immobilienfirma CA Immo baut zusammen mit dem Hamburg Team ab dem Sommer im nördlichen Bereich 520 exklusive Wohnungen, von Mietpreisen zwischen 12 und 14 Euro pro Quadratmeter ist die Rede.

Das 30000 Quadratmeter große Quartier nannte sich bislang Stadthafen. Die kleine Abzweigung am Kanal scheiterte aber am Fördermittelveto der EU. Der Hafen wurde zu einem Stadtplatz degradiert. Die Senatsverwaltung hat dafür jetzt eine Entwurfsplanung vorgelegt. Das Büro Relais Landschaftsarchitekten schlägt einen gepflasterten Platz mit Wasserspielen vor, umgeben von Rasenflächen und einzelstehenden Bäumen. Der Platz soll für rund vier Millionen Euro bis 2016 angelegt werden, parallel zu den geplanten Häusern.

Der kleine Bruder des Tour Total

Neben dem Total-Turm wächst mittlerweile dessen kleiner Bruder heran, ein Gebäude mit dem Namen „Monnet 4“. Bauherr ist die CA Immo, Hauptmieter wird der Finanzdienstleister MLP sein. Der Konzern richtet hier zwar nicht seine Firmenzentrale ein, aber immerhin den Berliner Hauptsitz.

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