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Polizei im Einsatz (Symbolbild).

© dpa

Update

Berlin-Moabit: Mutmaßlicher Gefährder nach Gewalttat festgenommen

In einer als Salafistentreffpunkt bekannten Moschee in Moabit haben Ermittler einen 24-Jährigen geschnappt. Ihm wird gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Beamte des Landeskriminalamtes haben Freitagabend gegen 21 Uhr einen als islamistischen Gefährder eingestuften Mann in der Fussilet-Moschee in der Perleberger Straße in Moabit festgenommen. Der 24-Jährige stehe im dringenden Verdacht, am Donnerstagabend gegen 20:45 Uhr seinen Bruder in der gemeinsamen Wohnung im Märkischen Viertel geschlagen zu haben, teilte die Berliner Polizei mit. Anlass des Gewaltausbruchs soll "ein Verhalten des Familienangehörigen gewesen sein, das der islamistischen Weltanschauung des Verhafteten widersprach", wie es offiziell hieß. Wie es in Ermittlerkreisen hieß, soll der Bruder nur die falsche Musik gehört haben. Die Familie soll dann die Polizei informiert haben – vermutlich weil sie die Gängelung satt hatte.

Der Beschuldigte hatte bereits wergen versuchten Totschlags in der JVA eine Haftstraße verbüßt, wurde aber vorzeitig freigelassen und befand sich zum Tatzeitpunkt auf Bewährung. Die Schläge alleine hätten nicht für einen Haftbefehl gereicht, allerdings war bei dem als gewaltbereit eingestuften Mann eine Reststrafe nach einem Urteil wegen versuchten Totschlags zur Bewährung ausgesetzt gewesen. Die aktuelle Gewalttat – sie wird als gefährliche Körperverletzung gewertet – war ein Verstoß gegen die Bewährungsauflagen und für die Justiz die Möglichkeit, den Mann sofort wieder in Haft zu nehmen. Weiter teilte die Staatsanwaltschaft mit, dass der 24-Jährige von den Sicherheitsbehörden als „islamistische Gefährder“ eingestuft wird. Er gehört also zu den derzeit 547 islamistischen Gefährdern, die derzeit von den Sicherheitsbehörden überwacht werden. Die Zahl war vor wenigen Tagen in einer Sitzung des Bundestagsinnenausschusses von der Regierung bekannt geworden. Von den 547 Personen gelten drei als verschwunden. Etwa die Hälfte soll im Ausland sein, 88 seien derzeit in Haft, hieß es weiter. Nun sind es also 89.

Die Moschee, in der der 24-Jährige festgenommen wurde, gilt als Salafistentreffpunkt. Es handelt sich um den Moscheeverein "Fussilet 33".

Der Attentäter Anis Amri soll den gleichen Moscheeverein besucht haben

Der Tunesier Anis Amri, der am 19. Dezember bei einem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche zwölf Menschen getötet hatte, soll vor seiner Tat den Moscheeverein "Fussilet 33" in Moabit besucht haben.
Vorsitzender von "Fussilet 33" war laut aktuellem Jahresbericht des Berliner Verfassungsschutzes der selbsternannte "Anführer" oder "Emir" Ismet D., der in Moabit durch seinen Islamunterricht Muslime - meist Türken und Kaukasier - für den Dschihad in Syrien radikalisiert haben soll. Bereits im Januar 2015 ging die Polizei mit Durchsuchungen gegen den Moscheeverein und seine Funktionsträger vor. D. und einem Mitangeklagten wird seit Januar vergangenen Jahres vor dem Berliner Kammergericht der Prozess gemacht. (mit AFP)

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