zum Hauptinhalt

Berlin: Berlin, monatsweise

Die aktuellen Jahreskalender sind weitgehend Geschichte, doch in den Geschäften stapeln sich schon neue.

So düster, ja bedrohlich war der Himmel über dem Reichstag noch nie: Im Vordergrund des Schwarz-Weiß-Fotos radelt ein schwarzer Schatten vorbei, die Reifen durchschneiden eine Pfütze. Ein ungewohnter Blick auf ein vertrautes Motiv, entstanden durch einen simplen Trick: Fotograf Frank Nürnberger hat das Foto kurzerhand auf den Kopf gestellt. So spiegeln sich Reichstag, Radfahrer und Fußgänger in einer Pfütze, und der dreckige Boden vor dem Gebäude wird scheinbar zum düsteren Himmel.

Man findet das Foto in dem erstmals erschienenen Kalender „Berlin 11011“ (polisphere, 21x15 cm, 10 Euro). Ein Jahr lang hat Nürnberger rund um den Bundestag fotografiert, Politiker, Abgeordnete und Journalisten, und liefert einen subtilen Blick auf den Alltag des Parlaments mit seiner eigenen Postleitzahl.

Das Ende von 2012 ist absehbar, und wie üblich stapeln sich die Nachfolger der aktuellen Jahreskalender in den einschlägigen Geschäften. Berlin ist bei den Verlagen als Thema besonders beliebt, nur leider werden dabei allzu oft die stets gleichen Motive gezeigt, vom Brandenburger Tor bis zur Siegessäule, ohne erkennbares Bemühen etwa um eine ungewöhnliche Perspektive – Ansichtskartenästhetik zum Abreißen, allenfalls ein nettes Geschenk für entfernt wohnende Bekannte. Aber es gibt Ausnahmen, ungewöhnliche Bildideen, man muss nur suchen. So haben Jürgen Hohmuth und Ralf Brauner einen Kamera-bestückten Minizeppelin durch die Stadt gezogen, geführt an einem Seil in bis zu 60 Meter Höhe. Das Auge des Luftschiffs guckt Goldelse ins Gesicht, blickt in den hohlen Zahn der Gedächtniskirche, beobachtet Sonnenanbeter im Strandbad Wannsee (Zeitorth Verlag, 60x44cm, 24,95 Euro). Hoch hinaus geht es dank Format und Bildgestaltung auch in Wulf Liebaus „Berlin Vertical“ (Dumont, 49x22cm, 12,99 Euro). Und Katrin Taepke hat für „Berlin“ (Korsch Verlag, 55x46 cm, 24,95 Euro) die klassischen Sehenswürdigkeiten fotografiert, doch ohne Menschen zur blauen Stunde kurz vor Sonnenauf- oder nach Sonnenuntergang.

Wer es bunt mag, ist mit „Berlin Lights. Eine Hauptstadt im Lichtermeer“ (Smiling Berlin Verlag, 41x29 cm, 19,90 Euro) gut bedient. Enrico Verworner ist während des „Festival of Lights“ durch die Stadt gezogen und hat die farbig beleuchteten Gebäude, Sehenswürdigkeiten und Orte mit Langzeitbelichtung fotografiert. Die Bilder zeigen etwa die quietschbunte Fassade des Schlosses Charlottenburg und einen fast surreal leuchtenden Dom. Fotos der Veranstaltungen von 2010 bis 2012 sind in „Festival of Lights“ (Calvendo, A4 19,90 Euro) versammelt. Und Heiko Lehmann bringt in „Berlin @ Night“ (Calvendo Verlag, A4 19,90 Euro, A3 29,90 Euro) die Stadt zum Strahlen, ob beim Feuerwerk an der Oberbaumbrücke oder in den Spiegelungen des Hauptbahnhofs auf der Spree.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false