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Der Dreh mit der Musik. Nicht nur Clubs wie das Cookies beteiligen sich an den Berlin Music Days, sondern auch Plattenläden und Modelabel.

© picture-alliance/ ZB

Berlin Music Days: Vier Tage Electro vom Feinsten

Zu den "Berlin Music Days" versammeln sich ab Mittwoch Fans und Größen der elektronischen Sounds in Berlin, von Fritz Kalkbrenner bis Sven Väth. Zum Höhepunkt wird am Sonnabend in Flugzeug-Hangars gefeiert.

Der Mann von der Security ist aufgebracht. Soeben hat es Steffen Hack gewagt, sein Durchfahrtsverbot zu ignorieren und wortlos am Haupteingang des Flughafens Tempelhof vorzufahren. „Ich kann dich auch abschleppen lassen, Freundchen“, sagt der Sicherheitsmann mit erregter Stimme, als er keuchend den parkenden Wagen erreicht. Hack lässt sich von der Drohung nicht beeindrucken. Er arbeite hier und sei auf dem Gelände für einen Termin verabredet, erwidert er.

Wenn Steffen Hack sich etwas in den Kopf setzt, zieht er es durch, vermeintliche Hindernisse halten ihn davon nicht ab. So war das auch, als vor drei Jahren die Popkomm kurzfristig ausfiel, der Betreiber des Watergate-Clubs an der Oberbaumbrücke das Rahmenprogramm für die Zeit der Musikmesse aber bereits geplant, die DJs und Musiker seit langem gebucht hatte. Kurzerhand beschlossen Hack und sein Kompagnon Ulrich Wombacher, die Veranstaltungen dennoch wie gehabt durchzuführen und auch andere Clubs dazu zu überreden. Ihre Idee: eine gemeinsame Woche der elektronischen Musik auf die Beine zu stellen. Ein Name dafür war schnell gefunden – Berlin Music Days, kurz Bermuda.

Am Mittwoch startet die Bermuda zum dritten Mal. An der elektronischen Musikwoche beteiligen sich 40 Clubs, für die kommenden vier Tage haben sie ein spezielles Programm zusammengestellt. So spielen beispielsweise im Gretchen in Kreuzberg heute Abend Micatone, im Tresor in Mitte legen zeitgleich Thomas Fehlmann und Gudrun Gut auf. Glanzlicht ist das große Fly-Bermuda-Festival, das am Sonnabend auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof in den Hangars 1 und 2 steigt. 10 000 Besucher kamen im vorigen Jahr, jetzt rechnen die Veranstalter mit 15 000 Gästen.

Zum ersten Mal kooperiert die Bermuda in diesem Jahr mit der von Tim Renner auf den Weg gebrachten Fachkonferenz All2gethernow, die bislang im Rahmen der vom Senat geförderten Berlin Music Week (BMW) stattfand. Protagonisten der nationalen und internationalen Musikwirtschaft werden im Kater Holzig in Friedrichshain Vorträge halten und Workshops geben. Bill Drummond, Musiker und Mitbegründer der schottischen Band KLF, will über sein neues Performance-Projekt „The 17“ reden. In einem anderen Vortrag mit dem Titel „Warum bekommt Dieter Bohlen mein Geld?“ soll es um Fragen des Gema-Systems gehen. Parallel dazu wird die Zeitschrift „De:Bug“ ebenfalls im Kater Holzig ihre Musiktechniktage abhalten, bei denen sich die Teilnehmer über Computeranwendungen und Musikprogramme informieren können.

Der Initiator der Berlin Music Days: Steffen Hack.
Der Initiator der Berlin Music Days: Steffen Hack.

© Davids

„Wir verstehen uns als eine authentische Musikwoche, die aufgreift, was in der Stadt passiert“, sagt Initiator Steffen Hack. Daher sei es wichtig, dass die Veranstaltungen an den Orten andocken, wo elektronische Musik stattfinde. „Wir wollen dokumentieren, was aus einer prosperierenden Clubkultur entstehen kann“, sagt Hack. Er verweist auf die Plattenlabels, Software-Unternehmen und Modefirmen, die aus der Szene hervorgegangen sind. Und Ulrich Wombacher fügt hinzu: „Die Idee ist, in einer Woche konzentriert zu zeigen, was die Szene zu bieten hat.“

Im Gegensatz zur BMW sei die Bermuda unabhängig, betont Hack. Auf diesen Unterschied legt er großen Wert. „Wir halten uns fern von Förderkampagnen des Senats, die nur darauf abzielen, Großkapitalgeber in die Stadt zu holen und so zur Verdrängung der Subkultur aus dem Zentrum beitragen.“ Dass es auch ohne öffentliche Unterstützung geht, beweist der Erfolg: Im vergangenen Jahr lockte die Bermuda mehr als 40 000 Besucher, diesmal könnten es sogar noch mehr werden.

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