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Berlin-Neukölln: 3,0 Promille im Blut: 16-Jähriger kam auf Intensivstation

Schwerpunktkontrolle an Neuköllner U-Bahnhöfen: Ein 16-jähriger ist in der Nacht zum Samstag von der Berliner Polizei aufgegriffen worden - mit 3,0 Promille. Er war zusammen mit anderen betrunkenen Kindern und Jugendlichen unterwegs. Kein Einzelfall.

Die kleine Grünanlage am U-Bahnhof Johannisthaler Chaussee ist bekannt im Viertel. Dort, am Einkaufszentrum „Gropius-Passagen“, würden sich Jugendliche oft treffen, abhängen – und dann saufen und qualmen. „Eigentlich jeden Abend“, heißt es in den Geschäften im U-Bahnhof. Im Jugendzentrum ganz in der Nähe ist Alkohol verboten, deshalb ziehen viele zu den Parkbänken ein paar Schritte weiter. Das wussten auch Polizei und Ordnungsamt: Als sie am Freitagabend, 21.30 Uhr, die Jugendlichen kontrollierten, entdeckten sie einen 16-Jährigen – inmitten seiner acht betrunkenen Freunde –, der nicht mehr ansprechbar war. Er hatte 3,0 Promille im Blut. Er kam bewusstlos ins Krankenhaus, auf die Intensivstation.

Zwar gehe es ihm wieder besser, hieß es am Tag danach im Neuköllner Krankenhaus, der Junge werde aber noch mindestens eine weitere Nacht zur Stabilisierung in der Klinik verbringen müssen. Lebensgefahr habe nicht bestanden.

Er war nicht der einzige betrunkene Jugendliche, der bei der fünfstündigen Kontrolle im Bezirk angetroffen wurde: Ebenfalls an der Linie U7, am U-Bahnhof Rudow, entdeckte die Polizei einen torkelnden 16-Jährigen. Er hatte 2,2 Promille im Blut und wurde seinen Großeltern übergeben. In beiden Fällen wurde das Jugendamt informiert. Zudem gab die Polizei bekannt, dass sie zuvor in Marzahn zwei Mädchen – 12 und 13 Jahre alt – aufgegriffen hatte, die im Treppenhaus an der Bärensteinstraße Likör getrunken hatten. Mieter hatten die Polizei alarmiert, die die Mädchen – sie hatten 0,9 Promille intus – zu den Eltern brachte.

Prozess wegen tödlichem Tequilla-Gelage beginnt

Trinken bis zum Umfallen: Ein Problem, das auch in dieser Woche wieder im Fokus stehen wird. Ab Mittwoch muss sich der ehemalige Wirt Aytac G. wegen Körperverletzung mit Todesfolge vor dem Landgericht verantworten. Er hatte sich vor zwei Jahren – am 25. Februar 2007 – mit dem Schüler Lukas W. ein Tequila-Duell in einer Bar am Schloss Charlottenburg geliefert. Lukas W., 16, brach nach mindestens 45 Schnäpsen zusammen und fiel ins Koma. Der Gymnasiast kam mit 4,4 Promille Alkohol im Blut ins Krankenhaus. Er starb fünf Wochen später.

Anschließend wurde eine Sonderkommission „Wirt“ beim Landeskriminalamt gegründet, die seither ermittelt, welche Wirte Alkohol an Minderjährige verkaufen. Auch wurden von da an die Fälle gezählt: So waren der Polizei im Jahr 2008 in Berlin 1209 alkoholisierte Kinder und Jugendliche aufgefallen. 2007 waren es von April bis Dezember 663.

Der heute 28-jährige Wirt Aytac G. soll dem Schüler im „Eye-T“ am Spandauer Damm laut Anklage übel mitgespielt haben. G. soll die Bedienung heimlich angewiesen haben, ihm nur Wasser zu servieren, bis Lukas W. nach 25 Schnäpsen den Schwindel entdeckte – aber zum Weitermachen animiert wurde.

Die strafrechtliche Aufarbeitung verläuft etappenweise: Vor einem Jahr wurden zwei 18- und 21-jährige Hilfskellner – der Ältere hatte Tequila ausgeschenkt, der andere eine Strichliste geführt – der Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung schuldig gesprochen. Sie sollten zehn Monate an einem sozialen Trainingskurs teilnehmen. Kürzlich wurde das Verfahren gegen eine 18-jährige Bar-Aushilfe eingestellt. Ihr wurde auferlegt, einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren.

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