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Berlin-Neukölln: Jugendliche treten auf Schulleiter ein

Die Serie von Gewalttaten Jugendlicher reißt nicht ab. Am Donnerstagabend wurde der Direktor einer Neuköllner Schule beleidigt und mehrfach getreten. Die Union verlangte eine Verschärfung des Jugendstrafrechts.

Berlin/Freiburg - Erst am Montag vor einer Woche hatte ein zwölfjähriger Schüler eine 62 Jahre alte Lehrerin durch einen Faustschlag ins Gesicht schwer verletzt. Der Vorfall hatte in Berlin eine heftige Debatte über den Umgang mit Jugendgewalt und über eine Herabsetzung des Strafmündigkeits-Alters ausgelöst.

Die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus verlangte erneut eine «Verschärfung des Jugendstrafrechts und eine stärkere und intensivere Betreuung von Jugendlichen in Problemgebieten». Sie forderte ein Zentralregister für verhaltensauffällige Schüler. Dagegen lehnte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) eine Verschärfung des Jugendstrafrechts ab. Es gebe keine Gewaltwelle an deutschen Schulen, sagte Zypries am Freitag in Freiburg der dpa. «Erfahrungen der Kriminalitätsforschung zeigen, dass derartige Vorfälle immer wieder zu Nachahmertaten führen», sagte die Ministerin. «Solche Täter lassen sich von schärferen Gesetzen nicht abschrecken.» Das Herabsetzen des Alters, das in die Strafmündigkeit führe, mache daher keinen Sinn.

Der 53-jährige Schulleiter hatte sich nach einem Elternabend noch in dem Gebäude aufgehalten. Er bemerkte eine Gruppe von sechs Jugendlichen im Alter von 13 bis 17 Jahren, darunter ein Mädchen, die vor der Schule lärmten. «Weil wenige Tage zuvor einige Scheiben eingeworfen worden waren, ging ich hinunter und forderte die Jugendlichen auf, sich zu entfernen», sagte der Direktor.

Daraufhin stieß der 15-Jährige üble Beschimpfungen gegen den Direktor aus. Als dieser dem Jugendlichen folgte, um ihn zur Rede zu stellen, trat ihm ein 17-Jähriger mit Anlauf in den Rücken, so dass er hinstürzte. Der 15-Jährige trat dann weiter auf den am Boden Liegenden ein. Der 53-Jährige trug Hautabschürfungen und Prellungen davon.

Die beiden Täter flüchteten, Polizisten nahmen sie aber in der Nähe des Tatortes fest. Von den anderen Jugendlichen wurden die Personalien aufgenommen. Die Festgenommenen wurden nach der Vernehmung auf der Polizeiwache den Eltern übergeben. Gegen sie wird wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung ermittelt.

Einige der Jugendlichen waren nach Angaben des Direktors offenbar alkoholisiert. Zwei von ihnen gingen früher auf die Schule; sie waren aber nicht unmittelbar an der Tat beteiligt. Alle wohnen offenbar in der Umgebung.

«Unsere Schule ist bisher von Graffiti und anderen Sachbeschädigungen sowie Gewalt verschont geblieben», sagte der Leiter, der seit etwa 20 Jahren an der Schule tätig ist. Bei Disziplinverstößen von Schülern werde schnell eingegriffen und die Eltern würden mit einbezogen.

Im Fall des zwölfjährigen Grundschülers, der kürzlich eine Lehrerin krankenhausreif geschlagen hat, prüft das zuständige Jugendamt Friedrichshain-Kreuzberg, ob der Jugendliche in ein Jugendheim geschickt werden muss. Bildungssenator Klaus Böger (SPD) will den gewalttätigen Schüler in ein Heim einweisen lassen. Am Donnerstag hatte er im Abgeordnetenhaus betont, beim Vorgehen gegen Gewalt an Schulen gelte die Null-Toleranz-Linie. (tso/dpa)

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